Interview mit Lisa Violetta Gaß

Im Gespräch Lisa Violetta Gaß hat den Film "A Promised Rose Garden" im Milieu der Vietnamesen Berlins gedreht

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Szene aus "A Promised Rose Garden"
Szene aus "A Promised Rose Garden"

Sie beschreiben in Ihrem Film „A Promised Rose Garden“ die manchmal recht ausweglose Situation Berliner Vietnamesen – ein eher unbequemes Thema. Sie selbst sind in Hessen aufgewachsen, wie kam es zur Idee des Films?
Dass wir vor einem Hinweis unserer Editorin noch nicht von dieser großen vietnamesischen Community gehört hatten, hat uns [Kameramann, Regisseurin; Anm.d.Red.] schockiert und den Wunsch in uns ausgelöst, mit einem Film den Blick der Zuschauer für die Präsenz der Vietnamesen und ihre Schwierigkeiten in Deutschland zu schärfen. Uns ist aufgefallen, dass es eigentlich überall in Berlin Vietnamesen gibt, fast in j e d e m Blumenladen der Stadt arbeiten Vietnamesen. Wir sehen sie also beinahe täglich, dennoch entsteht selten Kontakt zu ihnen. Uns war es daher ein Anliegen, die Menschen anzuregen, den Kontakt zu suchen.

In Ihrem Film geben Sie Einblick in eine bisher kaum beachtete Parallelwelt. Wie schwierig war dabei die Recherche?
Sehr schwierig, aber auch bereichernd und spannend, vor allem, weil wir quasi bei Null anfangen mussten. Deshalb hat die Recherche auch gut zwei Jahre gedauert. Uns allen war es sehr wichtig, keine althergebrachten Klischees zu verfilmen, sondern aus der vietnamesischen Community heraus zu erzählen – eben nicht den deutschen Blick darauf zu zeigen. Das größte Problem anfangs war ganz sicher die Sprachbarriere. Wir haben uns dann schnell eine südvietnamesische Regieassistenz und Dolmetscherin ins Team geholt.

Es gibt bestimmt nicht viele vietnamesische Schauspieler in Deutschland. Wie habt ihr die Darsteller gefunden? Konnten eventuell eigene Erfahrungen der vier Hauptdarsteller bei der Vorbereitung helfen?
Fast ausschließlich alle Schauspieler im Film sind Laiendarsteller. Mir war es wichtig, möglichst authentische erzählen zu können, daher habe ich für die beiden älteren Hauptfiguren nach Nordvietnamesen gesucht und für den jungen Protagonisten nach einem Zentralvietnamesen. Dadurch konnten sich alle Darsteller voll und ganz mit der Geschichte identifizieren und eigene Erfahrungen mit einbringen. Duc [jüngerer Darsteller, Anm.d.Red.] zum Beispiel kam über einen unserer Facebookaufrufe zu uns. Er hat selbst früher einmal als Zigarettenverkäufer gearbeitet, konnte also einige Feinheiten im Drehbuch verbessern.

Wie war allgemein die Arbeit mit den Schauspielern?
Sehr gut. Wir haben viel geprobt, uns lange mit den Figuren und ihrer Körperlichkeit auseinandergesetzt. Es war ein intensiver Prozess, der uns alle sehr mit der Geschichte und mich extrem mit der vietnamesischen Community verbunden hat. Spannend war natürlich auch die Arbeit mit der Sprache, da 3/4 des Casts nur vietnamesisch gesprochen hat.

Haben Sie heute noch Kontakt mit den Darstellern?
Ja, sehr oft sogar. Wir haben im Laufe der Filmproduktion sehr eng miteinander gearbeitet, dabei viel über den Anderen erfahren und eine emotionale Bindung aufgebaut, die wir auch nach Drehschluss im Privatleben fortsetzen konnten. Wir treffen uns regelmäßig, meist bei mir, oder bei Tam [ältere Hauptdarstellerin, Anm.d.Red.] im Restaurant, da sie viel arbeiten muss, und essen dort zusammen. Integration findet heute also bei uns im Wohnzimmer statt.

Noch zu sehen: Mo, 14. April 2014, 22:30 Uhr, Babylon 3.

Maxi Beigang im Rahmen des Studiengangs Journalistik an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation – MHMK, Standort Berlin.
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Geschrieben von

achtung berlin

Der achtung berlin - new berlin film award ist ein Filmfestival, das sich mit Leib und Seele dem Hauptstadtkino verschrieben hat. 9.-16. April 2014

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