Warum hassen viele Männer nette Kerle?

Männersache Eines kann man Markus Lanz nun wirklich nicht vorwerfen: dass er nicht nett sei. Zieht er vielleicht gerade deshalb so viele Angriffe auf sich?
Warum hassen viele Männer nette Kerle?

Illustration: Otto

Leicht hat es Markus Lanz wirklich nicht. Der neue Wetten, dass..?-Moderator soll am Samstag Europas größter Fernsehshow neues Leben einhauchen. Aber schon vorher sind sich viele einig, dass das nichts werden kann. Einer Umfrage einer TV-Zeitschrift zufolge trauen ihm 64 Prozent der Befragten nicht zu, damit Erfolg zu haben.

Lanz kämpft aber nicht nur gegen Pessimismus, sondern auch noch gegen etwas anderes. Er muss sich dem Kernprinzip der Evolution entgegenstemmen: der Herrschaft des Alpha-Tiers. Noch skeptischer als der Durchschnitt der Befragten war die Gruppe der Männer. Und es waren auch männliche Journalisten, die für die ätzendsten Angriffe auf den 43-jährigen Südtiroler verantwortlich zeichneten. So demontierte Stefan Niggemeier den Moderator im Spiegel derart drastisch, dass Zweifel daran aufkamen, dass die Abneigung gegen Lanz nur mit seinen journalistischen Qualitäten oder deren Fehlen zu erklären sei.

Womöglich stößt jemand wie Lanz auf so viel Kritik, weil er nicht dem Typus des alpha males entspricht. Schließlich ist dieser nicht nur für die Hackordnung im Tierreich verantwortlich, sondern prägt nach wie vor auch den Umgang in Männergruppen. Das Alpha-Männchen zeichnen seine Aggressivität, seine körperliche Dominanz und sein Führungsanspruch aus. Vor allem aber redet ein Leitwolf nicht, sondern lässt Taten sprechen. Bei Politikern fallen einem als Beispiele gleich Altkanzler Gerhard Schröder ("Wir machen jetzt Hartz IV, basta!") oder Potenzprotz Silvio Berlusconi ("Wir machen jetzt Liebe, basta!") ein.

Qua Beruf ein beta male?

Der TV-Moderator ist jedoch qua Beruf zu einem Dasein als beta male verdammt. Mehr als Reden soll er nicht, und vor allem auch bitteschön nicht zu viel. Schließlich sollen die Gäste zu Wort kommen. Auch auf Kraftmeierei à la Stefan Raab muss Lanz auf der öffentlich-rechtlichen Fernsehbühne verzichten, deren Gestalter peinlich darauf bedacht sind, gängige gesellschaftliche Konventionen einzuhalten und nicht zu viel zu riskieren.

Scheitert Lanz in seiner neuen Rolle, mag das durchaus mit seinem soften Auftreten zu tun haben. Die testosteron-getriebenen Gesetze der Natur könnte er sich allerdings auch zunutze machen: Bekanntermaßen sterben Männer um einiges früher als Frauen, zumindest die harten Kerle. So gesehen könnte der weiche Lanz seine männlichen Kritiker dann einfach aussitzen.

Angelo D’Abundo hat sich vorgenommen, Markus Lanz bei seinem Wetten, dass..?-Debüt eine Chance zu geben.

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