Für Titten und Menschenrechte

Refugeecamp Wieso müssen wir immer gegen etwas sein, wenn wir für etwas sind? Ich plädiere für mehr Titten und mehr Menschenrechte. Zudem bin ich dagegen, dagegen zu sein.

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Am Brandenburger Tor sind seit sechs Tagen Teilnehmer des Asyl-Protestcamps unter dem Motto „Menschenrechte statt Titten“ im Hungerstreik. Die Presse wurde erst aufmerksam, als einige Piratenmitgliederinnen signalisierten, sich vor der Kamera auszuziehen. Hungernde Körper seien nichts für die Titelseiten der Gazetten. Titten hingegen seien beim Medienkonsumenten willkommen, so die These, was meiner Meinung nach stimmt, dennoch möchte ich auf Titten nicht verzichten und wehre mich gegen die „Dagegen-Mentalität“. Dagegen ist kontraproduktiv, wie anhand der Beispiele dargestellt werden soll.

Der FC Bayern ist nicht dagegen, dass Milan, Barcelona oder Chelsea die Champions League gewinnt, sondern dafür den Pokal selbst zu gewinnen, was in der Vergangenheit auch einige Male gelang. Die Sieger Mentalität entsteht durch positive Emotionen und nicht durch negative Assoziationen. Dies wissen sämtliche Sportpsychologen und vor jedem Spiel gilt es zunächst negative Aspekte aus dem Hirn zu verbannen. Erfolgreiche Sportler schauen immer nach vorne und orientieren sich nicht an negativen Szenarien.

Dagegen ist negativ. Allerdings ist für manche Menschen viel schwieriger zu definieren was sie sich wünschen, was sie wollen und wonach ihr Herz sich sehnt. So wissen wir, was wir nicht wollen, der Umkehrschluss bereitet jedoch Schwierigkeiten. Unser Unterbewusstsein kann sich auf unsere Wünsche einstellen und diese sogar materialisieren, aber es kann nicht etwas ungeschehen machen.

Bill Gates träumte in seiner Kindheit höchstwahrscheinlich nicht davon sein späteres Leben nicht in Armut zu verbringen. Ich unterstelle, dass er sich über Armut und Hunger überhaupt keine Gedanken machte, denn das Unterbewusstsein kann keine Negationen verarbeiten. In letzterem Fall speichert es „Armut“ und „Hunger“ und möglicherweise sei das der Wunsch des Denkenden, könnte die fatale Schlussfolgerung sein.

Die grüne Formulierung „gegen Atomstrom“ plätscherte Jahrzehnte vor sich hin, erst nach Fukushima hieß es „für den Ausstieg“. Sicher kein glücklich gewähltes und umstrittenes Beispiel, aber ich bin mir sicher, dass die Forderung PRO AUSSTIEG schon vor dem japanischen Desaster zum gewünschten Ziel geführt hätte.

Das Motto der regierenden Parteien lautet meist „alles ist gut“. Helmut Kohl blieb 16 Jahre im Amt, weil er sich über nichts aufregte, stattdessen demonstrierte er seinen Wählerinnen und Wählern, wie gut der Saumagen in Deidesheim schmeckt, und das Volk jubelte.

Wenn ein Mensch im freien Fall aus einer Kapsel im Weltall springt darf er sich nicht Gedanken über die Gefahren machen, sondern muss das enge Spektrum seiner Optionen fest im Auge behalten. Gegen die atmosphärischen Hindernisse zu sein, hätte Felix Baumgartner das Leben kosten können. Er, wie so viele andere, orientieren sich immer an den Möglichkeiten.

Wenn ich mich recht entsinne jubelten die Menschen zwischen Berlin, Paris und Washington über den arabischen Frühling „weg mit den Diktaturen“. Das Resultat ist noch nicht klar zu erkennen, aber es bahnen sich Gottesstaaten an und gerade werden in den befreiten Ländern wieder die Menschen- und Frauenrechte beschnitten. Politikwissenschaftler sind sich ziemlich einig, dass es falsch war eine Regierung zu stürzen ohne sich vorab genauestens zu überlegen, welches System installiert werden soll. Die Menschen wollten lediglich ein System loswerden. Was sie indes wollten, blieb unklar. Zudem eine Demokratie nach amerikanischem Vorbild auch für die Freigeister und Regimekritiker nicht in Frage kam.

Am Deutlichsten sehen wir wohin „Dagegen“ führt am Beispiel Atomendlager. Wohin mit dem Müll? Diese Debatte ist nicht möglich, weil jeder Mensch sich gegen Reaktorbrennstäbe vor seiner Haustür wehrt. Toll. Wir erlaubten den Kernkraftbetreibern, dass diese Frage unbeantwortet blieb, über Jahrzehnte, denn wir waren für billigen Strom, nur will das heute keiner mehr wissen.

Nun, aber zurück zu den Titten und Menschenrechten. Für mich persönlich sind Titten ein großer Genuss. Ich muss sie zwar nicht immer und überall sehen, aber der Anblick ist mir in der Tat lieber, als hungernde Körper. Ist das politisch unkorrekt? Durchaus möglich, aber ich bin ein Mensch, der durchaus verantwortungsbewusst denkt, dennoch bleibe ich Mensch mit dem ganzen Spektrum an Lastern und Vorzügen. Die political correctness ist meiner Meinung nach eine der verlogensten Forderungen unserer Zeit.

Dies schließt nicht aus das ich pro Menschenrechte stimme, denn letztendlich gehöre ich ebenfalls in diese zu schützende Kategorie. Aber ich wehre mich auch hier, wenn einfach nur gegen das Asylrecht protestiert wird und dem gemeinen Wähler damit indirekt Verantwortungslosigkeit vorgeworfen wird. Um es noch deutlicher zu sagen: Wenn Asylanten nach Deutschland kommen ist es einfach unseriös die deutsche Rechtsprechung in Frage zu stellen. Ich käme auch nicht auf die Idee nach Bayern zu ziehen und gegen den Dialekt zu protestieren, weil ich die Spezies nicht verstehe. Mich interessiert an solchen Debatten immer die Ursache und weniger das populistische Getöns.

Ich denke es kommt nicht von ungefähr, dass Titten häufig als Totschlagargument herhalten müssen, wenn es darum geht das eigene Helfersyndrom zu befriedigen. Wenn Menschen Inhalte fehlen, wie zum Beispiel die Familie, ein befriedigender Job und ein intaktes soziales Umfeld (keine Twitter Follower) sind sie gerne bereit die Gesellschaft auf Defizite hinzuweisen. Als Alternative bietet sich an etwas zu tun und nicht darüber zu reden.

Weltverbesserer haben noch selten etwas bewirkt. Titten hingegen schon. Mit anderen Worten: kehrt vor der eigenen Haustür, damit unser Planet sauber bleibt und die Ungerechtigkeit sich in Grenzen hält.

P.S.: Meine persönliche Meinung ist, dass alle Grenzen dieser Welt für Alle offen sein sollten. Aber ich habe noch kein Rezept, wie dies umsetzbar ist. Wenn mir etwas einfällt, werde ich handeln.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Antonymus

Life is what happens to you while you are busy making other plans - John Lennon

Antonymus

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