Rassistische Klischees beim ZDF? Teil 2

Auf der Flucht Was man von der Sendung auch halten mag, auf die Idee zu kommen, sie müsste sofort abgesetzt werden, zeugt nicht gerade von einem ausgeprägten Begriff von Freiheit.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Ein naseweiser Zeitgenosse teilte mir mit, dass bei den beiden Petitionen die die Absetzung von „Auf der Flucht“ verlangen, wohl von Zensur keine Rede sein könne und belegt das mit allerlei Fundstellen aus Wikipedia.

Von Zensur kann nur deswegen keine Rede sein, weil sie nicht stattfindet, wie wohl genau das intendiert ist. Wer fordert, dass per Machteingriff eine Sendung abgesetzt werden soll und diese Forderung an den Verwaltungsrat und den Intendanten vom ZDF richtet, der möchte, dass in einem Akt der Selbstzensur die Sendung verschwindet. Aber pronto!

Natürlich, er selbst wird es nicht als Zensur empfinden, sondern – so ist zu befürchten – es wahlweise als einen Akt zivilgesellschaftlicher Notwehr, oder notwendiger antirassistischer Gegenwehr wahrnehmen.

Man musste doch etwas gegen diese Form weißen, eurozentrischen Rassismus´ und neokolonialistischer Sichtweise unternehmen, schon um der Flüchtlinge willen.

Das Problem: je heiliger die Mission ist, für die man streitet, um so heftiger dürfen die Mittel sein, die man anwendet bzw. deren Anwendung man verlangt, verlangen muss! Bei der Petition an den Fernsehrat des ZDF wird neben der „sofortigen Einstellung der Sendung, eine Entschuldigung und ein öffentliches Statement“, sowie eine Ablasszahlung gefordert.

Es reichte also nicht aus, die Sendung per Selbstzensur vom Schirm zu nehmen, es wird auch noch eine weitergehende Selbsterniedrigung gefordert, nämlich die Entschuldigung und ein öffentliches Statement, dass ja aus dem Kontext der Petition heraus nur eine Selbstkritik sein kann.

Das hat in der Tat mit normaler Zensur nichts, dafür mit stalinistischen, maoistischen oder anderen mit der Freiheit auf Kriegsfuß stehenden Ideen von Selbstkritik um so mehr, zu tun.

Der Umstand, dass eine abweichende Meinung als Sendung im öffentlich rechtlichen Fernsehen nicht ertragen wird, ist per se bereits bedenklich. Die Idee, dass man selbst und viele andere die Geschmackspolizei geben sollten, stellt sich aber erst mit der Beleihung eines Hauchs von Heiligkeit ein. Wir sind entweder direkt im Auftrag „des Herren“ oder für eine große Idee auf dem heiligen Pfad unterwegs. Hieraus folgt dann auch zwingend, dass das Objekt der Kritik in einem reziproken Verhältnis hierzu unheilig bzw. einer großen Idee abträglich sein muss.

Rassismus liegt als Vorwurf da ziemlich auf der Hand und Antirassismus als Auftrag und Verpflichtung natürlich auch.

Nun liegt eine Art individueller Notstand vor, der Handlung notwendig macht. Diese fällt dann gemessen am betriebenen Aufwand zwar bescheiden, dafür in ihrer Forderung umso unbescheidener aus.

Das Problem ist dabei auch weniger, dass sich hier die Idee in Wirklichkeit transformiert. Wahrscheinlich ist dieser petitionelle Aufstand so oder ähnlich von den Programmmachern sogar kühl kalkuliert worden, um hierüber für sich und die Sendung Aufmerksamkeit zu akquirieren, wobei ich mich hier nicht festlegen wollte. Ich weiß es schlicht nicht. Das Problem welches mir Sorge macht, liegt in dem Umstand begründet, dass hier eine Menge kritisches Potential auf die schiefe Bahn von Verboten gelockt wird bzw. auf die noch schrecklichere, der Erzwingung von Selbstzensur incl. Zelebrieren von Entschuldigung und selbstanklagender Selbstkritik (Statement).

Das ist nicht nur tendenzielle Vernichtung von Pluralität, sondern es verlangt von denen mit abweichender Vorstellung auch die Dokumentation, dass diese „falsche Idee“ nunmehr auch in ihnen selbst vernichtet wurde und eine Erklärung von ihnen, warum sie irrten und weswegen ihnen so etwas nie wieder passieren wird.

Dagegen war in der Tat die staatliche Zensur ,wie beispielsweise in Preußen durch die Zensur Verordnung von 1819 geregelt, ein verhältnismäßig zivilisierter Akt, denn der Staat verbietet mittels Zensur nicht das Haben der Meinung, sondern nur deren Verbreitung. Entschuldigen musste sich keiner und ein Statement wurde auch nicht verlangt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden