An der Großen Marina*

Ostharz: Besuch aus der Hauptstadt - ein Roman in Fragmenten

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Besuch aus der Hauptstadt wird heute abend erwartet..... im „Aurora-Zimmer“ oben auf dem Schloss über Quedlinburg bereiten sich die Alten Freunde auf ihren Gast vor.... der Beamer ist schon aufgebaut. Er hat angerufen, dass er noch eine viertel Stunde braucht.... die Wartezeit vertreibt man sich gerne mit den letzten Neuigkeiten.

Sie sind in das Alte Wasserwerk im Brühlpark gezogen, habe ich gehört... fragt einer neugierig den Architekt in der Runde. Ein anderer fällt ein: Es stand so lange leer, jetzt freue ich mich, wenn ich abends vorbeifahre und das warme Licht sehe.... Der Dritte erinnert sich an seine Jugend: Für uns Kinder war es verboten, dort zu spielen, man hat uns verjagt.... und wir waren doch so neugierig auf die Geheimnisse dieses Hauses.... die Stadt Quedlinburg wurde vollständig aus diesem kleinen Werk versorgt, darin sollte es riesige, offene Wasserbecken geben... angeblich hatte einmal ein Kind hineingespuckt und dadurch das Wasser der ganzen Stadt verdorben, so hat man uns erzählt....

Früher war ich oft Segeln, auf dem Meer, erwidert der Architekt, dieses kleine Schlösschen an der Wilden Bode erinnert mich daran, auch wenn das Meer weit weg ist....

Ach, Sie sind Segler? Wie halten Sie es dann hier in Quedlinburg aus? fragt einer der Alten Freunde, vielleicht sollten wir Sie mal in unseren Gesprächskreis zur Marina Gernrode einladen...l

In diesem Moment betritt der angekündigte Gast den „Aurora-Saal“, der Freiherr aus der Hauptstadt, bittet vielmals um Entschuldigung, lobt mit überschwänglichen Worten die Schönheiten der kleinen Stadt Quedlinburg und des alten Schlosses..... dann beginnt er zügig seinen Bildvortrag über das gesprengte Berliner Stadtschloss und über sein Ziel, diesen Bau wieder neu zu errichten.... er sammelt Spenden dafür und reist mit seinem Vortrag durch die ganze Republik.

Der Beifall am Schluss seiner buntbebilderten Werbung bleibt verhalten.... der Vorstand bedankt sich artig und verspricht, dass man über das Vereinskonto einen Beitrag einsammeln werde.

Der Gast verabschiedet sich bald, es scheint, als habe er noch weitere Termine in der abgelegenen Region.

Das Berliner Schloss wird das Ende der Einheit besiegeln, murmelt der Älteste, seine Augen folgen dem eiligen Freiherrn über den Schlosshof, bis er an der nächsten Ecke verschwindet.

Der Architekt möchte jetzt gerne wissen, was es mit der Marina auf sich hat..... aber der Alte Freund aus Gernrode ist nicht mehr zu sehen....


* Die Große Marina ist entliehen aus Auf den Marmorklippen, einem zwiespältig rezipierten Roman Ernst Jüngers


Hier endet der 340. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

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Geschrieben von

archinaut

Ein Blick weitet den Horizont: Dieser Blog zieht um die deutschen Häuser

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