Delicious Martin stellt den Despot zur Rede

Desperate Despoten: Woher kommen die Millionen für Schönerflieg?

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Rebellisch wippt der blonde Zopf des Piratenchefs Delicious Martin: Mit seinen besten Leuten entert er gerade das Berliner Rathaus, reiche Beute hat er getwittert: Der allseits beliebte Despot Wow I. will neue Millionen für den neuen Fluchhafen Schönerflieg springen lassen!

Faxe linkerhand, der fackelt nicht lang und brennt die Tür zum Thronsaal aus den Angeln, der Moorlange Alex wirft mit Wucht den neunschwänzigen Morgenstern und selbst der Laue Christoffel rempelt heute ein paar barmende Schranzen aus dem Weg zum Despoten:

„Wo versteckst Du Dich, alter Blutsauger?“ brüllen die Piraten, denn sie haben ein rotzfrisches Mandat der Berliner Bürger.... nicht jede Zunge hat beim letzten Despotenküssen dem Wow I. gehuldigt, manche sind dem entwürdigenden Spektakel ferngeblieben, haben auf den Sieg der Kühnen Renate gesetzt oder sich sogar zum Geheimbund mit den Piraten verschworen: Robin-Hood-Effekt nennt’s der erfahrbare Politberater.

„Dein Volk muss hungern und darben, aber Du spendierst Milliarden!“ Mathematisch ist das zwar nicht O.K, aber reimtechnisch mag’s passen, darauf kommt es an bei Revolution, Opposition, Machtergreifung und auch in der sozialliberalen Marktwirtschaft.

Wow hat sie auf den Fluren seines Rathauses schon lärmen hören, er ist gar nicht amüsiert, in der Tiefe seiner schwarzroten Seele hält er die Piraten nämlich für jugendliche Rüpel, die man hinter den Ohren noch ein bisschen trockenblasen muss:

„ Kommt runter, wenn Ihr Euch traut!“ brüllt der Despot aus dem Schlosskeller, wo er seit drei Tagen mit den Genossen Spekulanten und Lobbyisten ausgiebig bruncht, „aber behauptet hinterher nicht, dass ich Euch nicht gewarnt hätte, Ihr verlausten Flauscher!

Bei diesen Beleidigungen fliegt jedem mordseegegerbten Piraten natürlich auf der Stelle der Totenschädel vom Segel.... wutentbrannt stürmt der Piratenschwarm in die dunklen, glitschigen Tiefen der unheiligen Katakomben, wo Wow mit seinen Getreuen schlemmt und völlt und den Angreifern noch ein höhnisches: „...aber bringt Eure Bräute mit!“ entgegenwirft!

„Jetzt oder nie, fick die Bonzokratie!“ brüllen die Piraten ihren politisch sehr inkorrekten Schlachtruf, als sie die ersten Ausläufer des Gelages erreichen und mit den teuersten Speisen und Getränken empfangen werden: Die Brüder vom Gral der Hedonisten sind berühmt für ihre Büffetschlachten!

Schwere Sahnetorten pfeifen durch die Luft, füllen die erste Verteidigungslinie massig schwer und hochweiß glänzend gegen die hungrige Wut der Angreifer, getrieben von heimtückischen Tortenkatapulten.... In der zweiten Stufe wird der regelgerechte Fischkampf exekutiert: Mit meterlangen, geräucherten Salmoniden schlagen die hedonistischen Brüder den Piraten die beringten Ohren durch die Schädel von links nach rechts und von rechts nach links... nicht ohne eimerweise klebrigen Schampus von Lutter & Wegener gegen die Angreifer zu versprühen.

Meanwhile at the beaches..... cruisen Schweinbrück und Partykaiser Ari O. mit einer 350-Fuß-Super-Luxusjacht um die Insel, genießen den Livestream aus dem Roten Rathaus und giggeln über den neuen Wahlkampfslogan „Wir Zombies leben ewig!“ Der legendärste Grieche aller Krösen sponsert die Kampagne dazu, auch wenn klar ist, dass Schweinbrück nicht den leisesten Hauch einer Chance hat.... gegen die Graue Frau.

Die Fünfzehn Piraten im Schlosskeller schlagen sich wacker: BaumLang Andreas wehrt die Schampus-Strahlen mit einem schwarzen Regenschirm ab (Piratenlogo in weiß), und die Brüder Krawallski zerteilen mit ihren sauscharf geschliffenen Piratenklingen die angreifenden Salmoniden-Schwärme in der Luft zu hauchdünnen Scheiben.... serviert mit Meerrettich und einem Hauch Zitrone. Die übrigen Piraten werfen die sahneschweren Torten zurück gegen die Front der hedonistischen Brüder, innerhalb kürzester Zeit verwandelt sich der Schlosskeller in eine süße, klebrige Schneelandschaft....

Der Berliner Despot ist nicht sehr glücklich über den Verlauf der Schlacht, von den Gralsbrüdern hätte er besseren Schutz erwartet. Aber viele Strategien führen zum Sieg, das weiß er.

„Niemand hat Euch eingeladen,“ knurrt Wow mit unterdrücktem Groll, er schnipst ein paar südafrikanische Tafeltrauben gegen die Piraten Simon und Olli, die am weitesten zu ihm vordringen konnten, „aber wo Ihr nun einmal hier seid, setzt Euch einfach dazu und greift, was Euer Herz begehrt!“

Einer will auch gleich mitmachen... aber die anderen Piratengenossen ziehen ihn zurück: „Warte, mit ein paar lumpigen Fressalien lassen wir uns nicht korrumpieren!“ Sie halten kurz Beratung. „Erst kommt das Fressen, dann die Moral!“ scherzt der Despot jetzt gönnerhaft und wirft ihnen noch ein paar Haschkekse zu: „Jedem das Seine!“ Er ist sich seiner Sache sicher..... die labberige Club-Mate wird er ihnen schon noch aus den Ohren blasen!

„Du hast neue Millionen für den Fluchhafen versprochen, wurstiger Wow, wir sind hier, um Dir die Kohle abzuknöpfen und an die Armen und Bedürftigen in Deiner Stadt zu verteilen!“ ergreift Delicious Martin jetzt das Wort, „Jeder Widerstand ist zwecklos, Du gräbst Dein eigenes Grab nur tiefer und tiefer!“

Höhnisch lacht der Despot, um sein Erschrecken zu verbergen... liegen diese Millionen doch in der geheimsten aller geheimen Kassen (aufmerksame Leser dieses Blog wissen ja, zu welchem Zweck Bausekretär Pompa den Zaster gebunkert hat...)!

„Mein lieber Freund,“ lächelt Wow jetzt berückend weltmännisch sein honigsüßes Bärenlächeln, „an Eurer Rede erkennt man, dass Ihr noch nicht lange in der Hohen Politik unterwegs seid.... wenn ich, der größte Wow zu Berlin, Geld verspreche, bedeutet das nicht, dass ich auch Geld habe!“

Die Piraten tuscheln jetzt überrascht, und auch die Spekulanten und Hedonisten halten den Atem kurz an... wird der Despot heute die Zahlungsunfähigkeit eingestehen? Was soll dann aus dem Fluchhafen werden, und wer baut das Schloss? Aufgeregt fummeln die Investoren an ihren Smartphones, um die letzten Börsennews zu checken: Hat Stadtkämmerer Nussbaum geplaudert?

„Wir werden das Marx-Engels-Forum verticken,“ verkündet Wow I. in die eingetreten Stille, „so eine leere, verschissene Hundeweide brauchen wir überhaupt nicht, wir wollen Büros und Krämergeschäfte dort sehen, die fleißig Steuern abdrücken! Das Geld wollen wir für den Fluchhafen verwenden!“ Insgeheim weiß der Despot natürlich, dass der Fluchhafen in den märkischen Rieselfeldern viel, viel mehr Geld braucht, nicht zuletzt dank der geheimen Finanzierungstricks für sein Schloss.

„Ihr wollt den Dorfanger verkaufen?“ wirft ein Pirat empört ein, „den Gemeinbesitz, der allen Einwohnern der Stadt gehört?“ „Aber alle Einwohner der Stadt gehören mir, ich verstehe Euer Problem nicht...“ erwidert Wow etwas unterkühlt und wendet sich wieder direkt mit honigsüßem Lächeln an den Wortführer Delicious Martin: „Mit dem Flughafen werden wir vielmehr Geld verdienen, als wir jemals ausgeben können... das ist Hohe Politik, mein Junge!“

Ganz benommen wird der Piratenchef, denn.... der Despot riecht so wunderbar nach Bär und die glitzernden Schweißperlen der Macht auf seinem duftenden Leib lösen erotisierende Halluzinationen aus, wie der geneigte Leser dieses Blogs ja bereits weiß....

Daher fällt dem Piraten Delicious Martin gar nicht auf, dass die Bauleute bei jedem teuren Bauwerk versprechen, die in Zukunft zu erwartenden Einnahmen würden viel höher sein als die jetzt noch schnell zu beschließenden Bauausgaben... das gilt für einen Fluchhafen so sicher wie für Bahnhof oder Schloss: das Himmelreich entlohnt für alle Martern der Gegenwart.

Und niemand sieht den zombiehaften Schatten hinter einer Säule, einen feuchten, kühlen Nebel, der sich die Hände reibt und flüstert: „Gut gemacht, mein bester Musterschüler, verkauf endlich das sozialistische Bürgerforum, kein Platz mehr für Aufmärsche und Revolutionen.... Deutschland schafft sich ab!




.... Einblicke in das Paralleluniversum:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/ber-risikovorsorge-bald-makulatur-wowereit-raeumt-finanzprobleme-ein/7513688.html

http://www.youtube.com/watch?v=6r-zCuotwls&feature=youtu.be


Nachtrag zum 310. Eintrag vom 10.05.2012:Im Blog archinaut: treibt seit Monaten ein regierungsmüder Despot sein listenreiches Unwesen: Wow I. sehnt sich nach dem neuen Schloss, um mit seiner Herzdame endlich das Haus PreußischWow! in das güldene Buch der Geschichte Berlins einzuschreiben, aber der Schlossbau bleibt von Folge zu Folge chronisch unterfinanziert....

Hier die Chronik der Peinlichkeiten:

Prolog: Kannibal Sarrazin

Hetär der Hedonisten Teil 1

Hetär der Hedonisten Teil 2

Hetär der Hedonisten Teil 3

Hetär der Hedonisten Teil 4

Hetär der Hedonisten Teil 5

Christlicher Wolff sucht neues Rudel

Die Graue Frau kehrt zurück

Der schwäbische Saubermann

Fluch der weißen Frau

Der neue Schlossprediger

Tresor ohne Schlüssel

Die Graue Frau und das Eis

Pompa übt Fluchhafen

Delicious Martin stellt den Despot zur Rede

Wo ist der Neue Schlossprediger?

Zeit für den Rücktritt?

Takeoff Wow I.

Wow I. sehnt sich nach dem neuen Schloss, um mit seiner Herzdame endlich das Haus PreußischWow! in das güldene Buch der Geschichte Berlins einzuschreiben, aber der Schlossbau bleibt von Folge zu Folge chronisch unterfinanziert....

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

archinaut

Ein Blick weitet den Horizont: Dieser Blog zieht um die deutschen Häuser

archinaut

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden