Für DIE LINKE in die Bezirksversammlung

Inge Hannemann Bekannt geworden ist die seit April 2013 "freigestellte" Jobcenter-Mitarbeiterin deutschlandweit als "Hartz-IV-Rebellin" und Whistleblowerin. Nun will sie in die Politik.

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Bundesweit wurde Inge Hannemann im vergangenen Jahr bekannt. Und zwar als kritische Mitarbeiterin des Jobcenters Hamburg-Altona. Sie war dort für junge Menschen in Hartz IV verantwortlich. Vor allem stieß Inge Hannemann die Sanktionspraxis im Hartz-IV-System sauer auf. Die engagierte Frau weigerte sich Hartz-IV-Beziehern Sanktionen nach dem vorgebenen Katalog zu erteilen. Hannemann sieht darin eine reine Bestrafung, die den betroffenen Menschen nicht weiterbringt. Im Gegenteil: ihn noch tiefer niederdrückt. Unter der rot-grünen Bundesregierung die diese Maßnahmen einst beschlossen hatte, war urprünglich vom Fördern Fordern der Arbeitslosen die Rede. Geblieben, so sieht es nicht nur Hannemann, sei davon hauptsächlich nur ein Fordern, das kurzfristige vermitteln in Leiharbeit. Das immer weiter Demütigen der Hartz-IV-Betroffenen. Lesen Sie einen älteren Beitrag zur Causa. Seit April 2013 ist Hannemann vom Dienst "freigestellt". Die Jobcenter-Mitarbeiterin möchte gerne auf ihrer Stelle weiterarbeiten. Ein Gerichtsverfahren, Inge Hannemanns Klage auf Wiedereinstellung, ist noch nicht abgeschlossen. Seit dem Bekanntwerden ihres Engagements wurde Inge Hannemann in den Medien gerne als "Hartz-IV-Rebellin" bezeichnet. Oder als Whistleblowerin. Die sie ja in Wirklichkeit auch ist. Machte sie doch auf das kritikwürdige, mit vielen Fehlern behaftete Hartz-System öffentlich aufmerksam.

Inge Hannemann soll für DIE LINKE in die Bezirksversammlung Altona

Wie nun bekannt wurde, wird Inge Hannemann am 25. Mai dieses Jahres als parteilose Kandidatin - vom Bezirksvorstand der Partei DIE LINKE nominiert - zu den Wahlen zu den Hamburger Bezirksversammlungen antreten.

Das Elbe-Wochenblatt berichtete folgendermaßen über die Nominierung: "Hannemann wurde am Sonnabend vom Bezirksverband der Linken auf Platz 2 der Bezirksliste gewählt. Die Fraktion der Linken sitzt heute mit fünf Männern und Frauen im Altonaer Rathaus. Mit Platz 2 nach dem Fraktionsvorsitzenden Robert Jarowoy auf Platz 1 hat Hannemann, die kein Parteimitglied ist, also eine ziemlich sichere Fahrkarte ins Rathaus."

Die Altonaerin betätigt sich auch journalistisch (altonabloggt). Auf diesem Blog hatte sie auch die ihrer Meinung anch fragwürdigen Hartz-IV-Praktiken öffentlich kritisiert. Nicht zuletzt der Anlass für ihren Arbeitgeber sie erst kalt- und dann freizustellen.
Hannemann laut Elbe-Wochenblatt zu ihrer Entscheidung für die Bezirksversammlung Altona zu kandiditieren: „Eine Demokratie kann nur mit Engagement von Bürgern stattfinden. Das ist auch mein Ziel als Vertreterin der Bezirksversammlung. Neben Volksentscheiden sehe ich es auch als wichtig an, aktive Politik vor Ort und auf kommunaler Ebene mit zu gestalten." Höchstwahrscheinlich wird Inge Hannemann am 25. Mai neues Mitglied der Bezirksversammlung Hamburg-Altona sein.

Die Linkspartei stand von Anfang an hinter Inge Hannemann

Wer das Engagement von Inge Hannemann im vergangenen Jahr verfolgt hat, dürfte über die Entscheidung für die Partei DIE LINKE zur Wahl anzutreten nicht sonderlich verwundert sein. Die LINKE im Grunde die einzigste Partei bei der Hannemann betreffs ihrer Kritik am Hartz-IV-System nur offene Türen einzurennen brauchte. Und die Linkspartei war es, auch die die Altonaerin an vielen Orten der Republik in ihrem Anliegen unterstützte und sich mit ihr solidarisch zeigte.

Bleibt zu hoffen, dass es Inge Hannemann auch auf dem Ticket der LINKEn fürderhin gelingt, einen in der Sache unabhängigen Kopf zu bewahren. Die Entscheidung das in der Bezirksversammlung des Rathauses Altona parteilos zu tun, dürfte klug getroffen sein. Und überdies: Wer Inge Hannemann einmal persönlich kennelernte, weiß, die Frau läßt sich nicht einfach unterbuttern. Wahrscheinlich war ein Gang ihrerseits in die Politik nur folgerichtig. Politik hat sie zwar bisher schon von draußen gemacht. Nun will sie sich offenbar ans Bohren dicker Bretter auch von drinnen machen. Um nach draußen zu wirken.

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Geschrieben von

asansörpress35

Politischer Mensch, der seit der Schulzeit getrieben ist, schreibend dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen.

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