Sauglatt, aalglatt, platt

Beispiel Bremen Früher stand die Stadt für kulturelle Erneuerung. Heute ist sie Provinz – warum eigentlich?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 26/2013
Das jüngste Opfer der lokalen Kulturpolitik: Carsten Ahrens wollte die Weserburg zur Tate Modern von Bremen machen
Das jüngste Opfer der lokalen Kulturpolitik: Carsten Ahrens wollte die Weserburg zur Tate Modern von Bremen machen

Foto: Ingo Wagner / dpa

Einer der bedrückendsten Tage meiner Kindheit war der erste Schultag nach den Winterferien 1984. Über Weihnachten hatte die AG Weser ihre Werfttore geschlossen. Damals war ich 12 Jahre alt, und fast die Hälfte der Väter aus meiner Klasse war arbeitslos. Dieses arme Bremen hat trotzdem Spaß gemacht. Weil es nie sexy sein wollte, sondern vom Märchen der Stadtmusikanten lebte. Als die Industrie unterging, hat es verschrobenen Kunstvisionären Spielplätze angeboten. Bremen sagte: „Hier lasset euch nieder. Hier sollt ihr frei sein. Hier könnt ihr ohne den Druck von Besucherzahlen, Umwegrentabilität und Refinanzierung eure Kunst machen!“ Kultur war der größte Stolz in der Not. Sie war kantig wie die Stadt, aufregend und roch