Fussballfans als Terroristen und Kriminelle

V Leute und Fanszene Nun ist es offiziell, der Staat setzt V-Leute in der gewaltbereiten Fussballszene ein

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V-Leute kosten den Staat Geld, bringen kaum verwertbare Informationen und begehen sogar Straftaten.
Erstmals wurde die deutsche Öffentlichkeit mit diesen Fakten im Zuge des gescheitertern Verbotsverfahrens gegen die NPD vor einigen Jahren konfrontiert.
Richtig deutlich wurde die de facto Sinnlosigkeit des Einsatzes angeworbener Mitglieder von Gruppierungen, als die Serie von Ermittlungspannen bei der Aufklärung der NSU- Mordserie publik wurde.
Wer nun dachte, das war es, sieht sich seit gestern getäuscht. Auf eine Anfrage der Fraktion der Piraten im NRW-Landtag antwortete das Innenministerium des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes ungewohnt offen. Von 2008 bis 2012 setzten die nordrhein-westfälischen Polizeibehörden bis zu zehn V-Leute in der gewaltbereiten Fussballszene ein. Dafür erhielten sie eine Aufwandsentschädigung und teilweise auch finanzielle Belohnungen, die aber keinesfalls so hoch waren, dass die betreffenden Personen davon allein ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten, so der Ministeriumssprecher Beus.
Also alles ganz normal?
Nein, bedeutet doch dieser Einsatz, dass Fussballfans mit Schwerstkriminellen und Terroristen gleichgesesetzt werden. So brachte es der Sprecher der der Aktionen "ProFans" und "12:12", Phillip Markhardt, auf den Punkt. Und er sagte weiter: "Der Erfolg von V-Leuten darf nach Pleiten, Pech und Pannen im Zusammenhang mit der NSU bezweifelt werden. Wenn ich das lese, dann ist das eine neue Qualität, dass Fußball-Fans präventiv bespitzelt werden".
Nun wurde der Einsatz von V-Leuten in der Fussballszene schon lange vermutet. So wurde beispielweise die Kleine Anfrage der linken Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten Schneider zum Einsatz Hamburger V-Leute bei Spielen des HSV und St. Pauli vom Senat der Hansestadt genau so wortkarg beantwortet wie die Anfrage des linken Bundestagsabgeordneten Korte an die Bundesregierung ( V-Leute und verdeckte Ermittler in Fußball-Fanszenen“, BT-Drs. 17/10827).
Der Fanvertreter Markhardt noch einmal: "Ich frage mich, wie weit unser Land gekommen ist, wenn man Fußball-Fans mit politisch Extremen und Terroristen gleichsetzt. Hat das Land keine größeren Probleme als Fußball-Krawalle?".
Und Frank Hermann, Piraten-Abgeordneter in NRW, fasste diesen Skandal so zusammen:
"Die staatliche Kontrolle und Bespitzelung von Stadionbesuchern hat ein Ausmaß erreicht, das nicht vereinbar mit einer rechtsstaatlichen Demokratie ist".
Dem ist nichts hinzuzufügen.
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Geschrieben von

rolf netzmann

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rolf netzmann

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