Kitsch als Therapie

Bilanz Das Gorki ist mit Shermin Langhoff zum besten Theater 2014 gekürt worden: Diese Frau hat uns endlich von schlechtem deutschen Theater befreit
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 25/2014

„Zusammen sind wir stark.“ Emmi sagt diesen Satz zu Ali. Ganz zum Schluss von Angst essen Seele auf im Berliner Maxim-Gorki-Theater. Zu diesem Zeitpunkt haben die deutsche Putzfrau und der marokkanische Gastarbeiter schon einiges durchgemacht. Ein Paar, getreu der Fassbinder-Vorlage, versetzt in die „Ausländer“ hassende Bundesrepublik der 70er Jahre.

Dass dieser Satz in einer Hochkulturfestung der Hauptstadt fallen darf, zeigt, dass sich da jemand etwas traut. Denn Emmis Worte sind natürlich Kitsch. Doch wirken sie wie ein Therapeutikum, das es auch in der Gegenwart anscheinend immer noch braucht. Und es zeigt, dass da jemand richtigliegt: Die Publikumszahlen in der ersten Spielzeit unter Intendantin Shermin Langhoff sind am Berliner Gorki-Theater ungemein