Der Kampf gegen den Klimawandel ist verloren!

Umweltpolitik Wir müssen uns von der Illusion befreien, dass es noch ein nennenswertes Ergebnis bei den künftigen Klimakonferenzen geben wird. Warum sollte ein Ergebnis erzielt werden?

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Dieser Text wurde zur Verfügung gestellt von CATO.

Seit Beginn der sogenannten Klimakonferenzen im Jahr 1992 ist der CO2 Ausstoß um mehr als 60% gestiegen [1]. Seit der Verabschiedung des nur mäßig erfolgreichen Kyoto-Protokoll 1992 fanden weitere 7 - praktisch erfolglose - Klimakonferenzen statt. Doha, Bali, Den Haag, Kopenhagen und nun Warschau sind uns in Erinnerung. „Außer Spesen nichts gewesen“, sagt der Volksmund.
Und in der Tat, dem ist so. Die Prognosen für den Anstieg des CO2 in der Atmosphäre werden dramatischer und die Hoffnung, dass bei der nächsten Klimakonferenz ein wirklich großer Durchbruch erzielt wird, schwindet. Im Gegenteil. Polen erklärt seine vielen Kohlekraftwerke für unverzichtbar. Japan hat angekündigt die Energieerzeugung mit Atomkraft zu reduzieren und statt dessen mehr fossile Energie zu verbrauchen. Die USA setzen auf Fracking und damit auf steigende Gas und Öl-Produktion und melden stolz neue Produktionsrekorde. Die Anzahl der Menschen auf der Erde steigt rapide. Waren es Anfang des 20. Jahrhunderts noch 1,5 Mrd., sind es aktuell 7 Mrd. und in 12 Jahren werden es bereits 8 Mrd. Erdenbürger sein. Damit steigt auch der Verbrauch an fossiler Energie. Produzierte Deutschland pro Kopf und Jahr 2012 10,2 Tonnen CO2, so sind es aktuell in Indien nur 1,4t und in China 6,9t CO2 pro Kopf und Jahr. Der wirtschaftliche Wohlstand gerade in den Schwellenländern wie China steigt aber rapide, und damit zum Beispiel die Zahl der Autos. Somit wird auch in den Schwellenländern der CO2-Ausstoss weiter steigen. Zusammengefasst kann man festhalten: die Klimakonferenzen bringen keinen Erfolg in der Reduktion des CO2 Ausstoßes, und die Rahmenbedingungen für eine Senkung der CO2 Emissionen werden noch schlechter. Manche Wissenschaftler halten die Erderwärmung von 2 Grad bis im Jahr 2100 für zu optimistisch und gehen von 4,8 Grad aus.

Was bedeutet dies für uns als künftige Generation? Es zeigt sich klar und deutlich, dass der Kampf um das Klima verloren ist. Wir müssen uns von der Illusion befreien, dass es irgendwann doch noch ein nennenswertes Ergebnis bei den künftigen Klimakonferenzen geben wird. Warum sollte auch ein Ergebnis erzielt werden? Die Regierenden der beteiligten Länder denken primär an ihre aktuellen wirtschaftlichen Vorteile aus billiger fossiler Energie und je nach Regierungsform an die nächste Wahl. Gleichzeitig spüren die meisten Länder die Nachteile des Klimawandels aktuell noch nicht. Menschen sind egoistisch und kurzfristig ausgelegt. Ergebnisse von Klimakonferenzen sind und bleiben Lippenbekenntnisse.




Was bedeutet dies weiterhin?
Wir sollten uns von der Illusion befreien, dass wir 80 Millionen Deutsche das Weltklima retten, nur weil wir ein paar Quadratmeter Photovoltaik auf dem Hausdach haben oder ein paar Windräder aufstellen. Das wird den Klimawandel nicht aufhalten, sondern höchsten um ein paar Tage (!!) verzögern. Die meisten der anderen 7 Mrd. Menschen haben andere Sorgen als die der ökologischen Art.

Wir sollten uns von der Illusion befreien, dass andere Länder unserem hysterischen Ökogehabe folgen. Ein Besuch in den USA schärft die Erkenntnis, dass weder die dortige Bevölkerung noch die Regierenden unserem Energiespargedanken folgen können. Das ökologische Bewusstsein fehlt bei der Masse der US-Bürger und wird sich auf absehbare Zeit auch nicht entwickeln. Während wir von ökologischem Umbau der Wirtschaft sprechen, spricht man in China vom Aufbau einer Wirtschaft. Und das geht nun mal mit preiswerter heimischer Kohle einfacher. So haben wir es in Deutschland schließlich nach dem 2. Weltkrieg auch gemacht. In China gibt es 800 Mio. Arbeitnehmer, wir sprechen in Deutschland von Arbeitskräftemangel. Wie die USA, so tickt auch China anders als wir Deutschen. Die Chinesen wollen in erster Linie Wohlstand und Konsum. Beides wird den CO2 Ausstoß steigern.




Was ist für uns zu tun?
Wir, die künftige Generation, können uns (müssen aber nicht) mit der Vermeidung von CO2 beschäftigen. Faktisch bewirken wir nichts, wenn wir ein paar Kilowatt Strom sparen oder unser Auto statt 7 Liter nur 6 Liter auf 100 km verbraucht. Jeder Euro, den wir in CO2-Reduktion investieren, ist wie ein Tropfen Wasser im Pazifik. Deutsche allein können das Klima nicht retten. Wir müssen auch einsehen, dass es uns nichts nützt, einen doppelt so hohen Strompreis wie China oder Polen zu haben. In beiden Ländern wird 80 % des Strom mit Kohle erzeugt. Das Klima ist in Polen das gleiche wie in Deutschland. Der Klimawandel kennt keine Grenzen. Obwohl wir für Klimaschutz viel Geld ausgeben, haben wir keinen Nutzen davon, wenn gleichzeitig China und Polen ein Mehrfaches von unsren CO2-Einsparungen durch drastisch steigenden CO2-Ausstoss konterkarieren.

Wir sollten uns vielmehr mit der Frage beschäftigen, wie wir die Folgen des Klimawandels auf uns abschwächen können. Wir sollten nicht glauben, wir könnten die Welt retten, sondern sollten darüber nachdenken, wie wir uns selbst retten. Wir sind die Generation welche die Auswirkungen des Klimawandels erst richtig zu spüren bekommt. Was unsere Eltern und wir aktuell erleben ist das Vorspiel. Der UN-Klimarat hat deutlich auf die drastischen Folgen des Klimawandels hingewiesen. [2]

Investitionen in Photovoltaikanlagen und Windräder sind hilfreich gegen schlechtes Gewissen, aber keine wirksame Investition in die Zukunft. Wirksame und in die Zukunft gerichtete Investitionen sind zum Beispiel der Deichbau an der Donau oder an der Elbe. Das haben die Hochwasser im Frühjahr 2013 gezeigt. Auch die Sturmflut „Xaver“ im Herbst 2013 hat in Norddeutschland nur deshalb keinen Schaden erzeugt, weil die Schutzmaßnahmen ausreichend waren. Aber der nächste „Xaver“ kann in einigen Jahrzehnten noch bedrohlicher sein. Hilfreich sind Investitionen in unsere Infrastruktur, um sie vor starken Stürmen zu schützen. Wir benötigen künftig stabilere Strommasten und Brücken. Klimawandel bedeutet Wetterextreme. Das kann Starkregen oder keinen Regen bedeuten. Wir benötigen eine zukunftssichere Wasserversorgung. Also sollten wir mehr Wasserspeicher bauen um uns vor langen Trockenperioden zu schützen. Das Frühjahr 2014 war das trockenste seit Jahrzehnten. Sind unsere Häfen auf Niedrigwasser und Hochwasser vorbereitet? Wetterextreme können starke Hitze oder bittere Kälte bedeuten. Definitiv sind die Zeiten des gemäßigten Klimas in Deutschland bald vorbei. Damit wird die Wärme- bzw. Kältedämmung privater und öffentlicher Gebäude wichtig. Wetterextreme werden die Zerstörung von Infrastruktur zur Folge haben. Wie sind wir auf Stromausfälle vorbereitet? Das Hochwasser im Frühjahr 2013 hat viele Bahngleise unterspült. Die Strecke Hannover-Berlin war monatelang nicht passierbar. Der UN-Klimarat [3,4] warnt vor Hitzewellen und Ernteausfällen, also benötigen wir mehr Nahrungs-mittelspeicher. Man könnte noch viele Beispiele auflisten.

Unser Land und unser Eigentum zukunftssicher zu machen wird viel Geld kosten. Geld kann man aber nur einmal ausgeben.

Daher meine Forderung: Statt in Klimaschutz wie z.B. in teure Photovoltaikanlagen zu investieren - was faktisch nutzlos ist - macht es mehr Sinn in den KlimaFOLGENschutz zu investieren. Und zwar in Deutschland. Das ist unsere Heimat. Dort ist unsere Zukunft.

Es gibt für uns viel zu tun. Windräder aufstellen ist in Ordnung, aber es verschleiert den Blick auf die harte Realität:

Wir, die künftige Generation, können das Weltklima nicht retten, wir können uns höchstens selbst retten.

Autor: Martin Lotter

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

CATO

CATO ist ein Blog, auf dem Jugendliche Texte zu gesellschaftlich relevanten Themen veröffentlichen können. Link: http://cato-online.blogspot.de/

CATO

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden