Die TV-Diplomatie der „Knallerfrauen“

Osmose Kulturvehikel Fernsehen: In China erobert eine Sat1-Comedy das Internet und inspiriert eine chinesische Version. Ein Video-Interview mit ihrem Macher

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Trifft Zwerchfell: Martina Hill in „Knallerfrauen“

Foto: Sat1 / Ralf Juergens

Unter dem Titel „Diaosi Nüshi“ überfällt die Sat1-Comedy „Knallerfrauen“ im Frühjahr 2012 die Lachnerven junger Chinesen und stürmt das chinesische Internet. Ihre Hauptdarstellerin Martina Hill wird zum Star und zur Fluchthelferin aus dem Alltagstrott. Patentierte Stereotypen über Deutsche .

Seit Oktober 2012 heißt Chinas Antwort auf „Knallerfrauen“ im englischen Titel „Diors Man“. Auf YouTube gibt es ihn auch mit deutschen Untertiteln. Die Mini-Serie orientiert sich am Erfolgsrezept des deutschen Vorbilds: kurze, oft auf den schnellen Gag gebürstete Sketche, überdreht, mit viel Körpersprech und einem Schuss Anarchie. Ihr Hauptdarsteller und Regisseur heißt Dong Chengpeng. Im Video-Interview spricht er über den „Knallerfrauen“-Erfolg und eine mögliche Zusammenarbeit mit Martina Hill. Dabei gewährt er auch Einblicke in ein Lebensgefühl junger Chinesen:

Kulturbotschafter Fernsehen

Die Reaktionen auf „Knallerfrauen“ in China machen deutlich, wie sehr Fernsehserien Vehikel ganzer Lebensstile und Alltagskulturen sein können. Vielleicht sind sie das noch mehr als Filme, weil sie den Zuschauer länger begleiten und Themen stärker ausleuchten. So werden Werte transportiert zumindest im Anriss, aber das reicht ja oft schon, um Interesse zu wecken. Viel mehr noch als für „Knallerfrauen“ gilt das für all die US-Serien, die auch in China sehr beliebt sind und chinesische Serienmacher begeistern.

Der Intellektuelle Liang Wendao hat sich mal gefragt, was irgendwo in Chinas Pampa am Existenzminimum lebende Otto-Normal-Chinesen empfinden, wenn sie moderne TV- und Kinoproduktionen sehen, all den Hochglanz. Wenn sie mit Lebensstandards konfrontiert sind, die nicht ihre sind. Wie sehr sie das frustriert. Welche Begehrlichkeiten und Hoffnungen das weckt auch politische. Wie viel Sprengkraft darin steckt. Wie sehr die Serien auch Ventil sein können, macht Dong Chengpeng im Interview deutlich.

Im Mai 2012 bzw. 2013 zuerst erschienen auf:

http://www.stimmen-aus-china.de

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Geschrieben von

chinaschau

Autor: Oliver Pöttgen | chinaschau@web.de | fachchinesisch.tv

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