„Die kannibalische Weltordnung überwinden“

Interview Jean Ziegler fordert von den 20 reichsten Ländern der Welt, den armen Staaten im Süden zu helfen: mit Nahrung – und Schuldenerlass
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 25/2017
„Wir haben es mit struktureller Gewalt in der Weltwirtschaft zu tun“
„Wir haben es mit struktureller Gewalt in der Weltwirtschaft zu tun“

Illustration: der Freitag

der Freitag: Herr Ziegler, Sie sind 83 Jahre alt. In Ihrem Buch lassen Sie Ihre Kämpfe Revue passieren und sprechen von einer Pause am Wegesrand. Nun reisen Sie nach Hamburg zum G20-Gipfel. Warum kämpfen Sie weiter?

Jean Ziegler: Wir dürfen nie aufgeben, die kannibalische Weltordnung zu überwinden. Die dahinsiechenden Vereinten Nationen müssen wieder zum Leben erweckt werden. Ich halte es mit Dostojewski, der sagte: „Jeder ist verantwortlich für alles vor allen.“

Kannibalische Weltordnung – ist das eine Zuspitzung oder beschreibt das Ihrer Meinung nach die Wirklichkeit angemessen?

Ich übertreibe nicht. Allein im Jahr 2016 sind 54 Millionen Menschen verhungert oder an Aids und Epidemien gestorben. Sie sind nicht über das Kindesalter hin