Blogger-Monatsmagazin als dF- Print-Beilage?

Win-Win-Allianz? Das Blogger-Monatsmagazin als Print-Beilage zum dF würde ein Novum in der deutschen Presselandschaft bedeuten und könnte für alle Beteiligte einen Gewinn darstellen.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Lieber Jakob Augstein und liebe dF-Community

Zu Beginn Dank dafür, dass wir das Projekt eines Blogger-Monatsmagazins in aller Breite und Offenheit in der dFC diskutieren konnten. Und Dank an Alle, die Kritik und Anregungen gegeben haben. Vieles ist klar geworden, wie ein solches Projekt angegangen werden müsste. Die Diskussion wird solidarisch weitergeführt und vielleicht wird sich der eine oder andere Blogger in Zukunft auch zur Mitarbeit entscheiden. Wenn irrtümlicherweise von dem dFC-Projekt gesprochen wurde, bitte hier meine Entschuldigung. Es war stets im Sinne eines Projektes gemeint, das aus der dFC heraus von einem Teil der Blogger entstehen könnte.

Nun die Gedanken zu einer zukünftigen möglichen Allianz:

These 1:

Aus Sicht der Initiatoren des Blogger-Magazins (der endgültige Titel steht noch zur Debatte) hat der deutsche Staat längst den Charakter eines von den BT-Parteien beherrschten Staates angenommen, was durch das Selbstverständnis der BT-Parteien im gegenwärtigen Wahlkampf abermals mehr als deutlich wird. Der Bürger wird in die Rolle des Untertanen verwiesen, der, trotz der im GG garantierten Volkssouveränität, sein Wohlergehen vertrauensvoll dem Staat anheimstellen soll, anstatt selbst Teil des Staates zu sein (siehe u. a. Neujahrsrede der Kanzlerin).

These 2:

Die BT-Parteien, die verfassungsmäßig Bindeglied zwischen Staat und Gesellschaft (Zivilgesellschaft) sein sollten, beherrschen inzwischen durch ihre Funktionsträger, bis auf die 4. Gewalt (Medien, die heute das einzige wirksame Kontrollorgan der anderen Gewalten ist) die restlichen Gewalten im Staat: Exekutive, Legislative, Judikative und 5. Gewalt (Gewerkschaften und Interessenverbände). Die nicht oder nur lose organisierte Zivilgesellschaft, die etwa 98% der Bevölkerung ausmacht und die eigentliche Volkssouveränität ausüben sollte als Teil der 5. Gewalt, ist gänzlich vom nationalen politischen Entscheidungsprozess ausgeschlossen. (Als einzige Entscheidung bleibt lediglich das alle vier Jahre stattfindende Ritual des Abnickens der BT-Parteien und ihrer Herrschaft über den Staat für die kommende Legislaturperiode).

These 3:

Es gibt den Widerstand von Teilen der Zivilgesellschaft (wenn auch nur zögerlich) gegen die Usurpation der Staatsherrschaft durch die BT-Parteien. Es gibt die soziale Kontrolle dieser Herrschaft hauptsächlich durch die 4. Gewalt, die Medien. Aber beide, Teile der Zivilgesellschaft, d. h. der 5. Gewalt, und die 4. Gewalt sind bisher nicht dauerhaft imstande und auch nicht willens, eine breite Bewegung in Gang zu setzen, um der Volkssouveränität zum Durchbruch zu verhelfen und damit den gesellschaftlichen „Status quo“ in gesellschaftlichen Fortschritt zu wandeln. Nur sporadisch gibt es Ausnahmen von dieser Regel wie bei der Energiewende.

These 4:

Bisher gibt es in der deutschen Medienlandschaft meiner Kenntnis nach keine „institutionalisierte“ Allianz zwischen der 4. und der 5. Gewalt in einem einzigen Presseorgan. Eine solche Allianz, wenn sie denn in der Praxis zustande kommt, wird in Einzelfällen entweder durch die Zivilgesellschaft als primärer politischer Akteur angeschoben, und die Medien schließen sich einem Protest im Nachhinein an oder vice versa. Dabei wäre doch in der heutigen Zeit technisch ein Zusammengehen zwischen Medien und Zivilgesellschaft über die bloggende Internetgemeinde möglich, ebenso wie auch direkte lokale und nationale politische Entscheidungen innerhalb einer Legislaturperiode direkte Demokratie möglich machen könnten.

Die Vorteile einer Allianz des Blogger-Magazins als Print-Beilage zum „der Freitag“ sind folgende:

1. Die Allianz von Blogger-Monats-Magazin und „der Freitag“ könnten ein erstes Modellprojekt in Deutschland sein, das 4. Und 5. Gewalt vereint und damit auch die Bedeutung von beiden erhöht. Warum:

2. Die Wochenzeitschrift „der Freitag“ ist ein Meinungsmedium, von Journalisten gemacht, die in der Print-Ausgabe die gesellschaftliche Situation kritisch betrachtet. Derart wirkt sie meinungsbildend. Die Community der Online-Ausgabe verhilft den Journalisten, durch die Resonanz aufseiten der dFC, die journalistische Arbeit zu verbessern. Das kann für dF einen inhaltlichen aber auch langfristigen finanziellen Vorteil gegenüber anderen Zeitschriften geben. Allerdings ist die Meinungsbildung des dF auf die „Bildungsbürger“ der Republik beschränkt und bei der Resonanz vonseiten der dFC kommt im Wesentlichen nur die Meinung einer kleinen „linksintellektuellen“ Gruppe auf den Tisch. Das wird den Journalisten auch nicht viel weiterhelfen, den dF einem größeren Publikum interessant zu machen. Im Prinzip bleiben „Salon-Links-Intellektuelle“ unter sich in möglichst geistreichem Gespräch und Unterhaltung. dF als kleiner Teil der 4. Gewalt im Staat kann zur Verstärkung der 5. Gewalt (Zivilgesellschaft) wenig beitragen. Das könnte die Bildzeitung leisten, auch ohne Beteiligung von Bloggern der Zivilgesellschaft. Sie wird das aber nicht wegen ihrer ideologischen Ausrichtung und der Gewinnmaximierungs-Strategie durch einseitigen Sensationsjournalismus.

3. Das vorgeschlagene unabhängige Blogger-Magazin, dessen ideologische Ausrichtung die Überwindung des gesellschaftlichen Status quo vorsieht, und das weder durch kapitalistisch orientierte Reformvorstellungen noch durch sozialistische, sondern vielmehr durch einen ideologie-überwindenden Humanismus, strebt die Bildung einer Bloggergemeinde aus der Zivilgesellschaft (5. Gewalt) an, die aus den wichtigsten sozialen Schichten kommt und die drei Generationen der Jugend, der im Arbeitsleben Stehenden und der Rentner/Pensionäre im Bloggerteam vereinigt. Darüber hinaus soll die Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Bloggern in Europa und der Welt angestrebt werden. Selbstverständlich wird die Bildung eines solchen Teams und die angestrebte Qualität als gesellschaftlich relevantes Magazin einige Zeit und Ausdauer erfordern. Die Erst-Ausgabe, die für Ende Februar, Anfang März auf jeden Fall als Online-Ausgabe geplant ist, wird ein erster Test für die Ernsthaftigkeit des Projektes sein. Es ist eine komprimierte Ausgabe von 4 Seiten und eine erweiterte von bis zu 20 Seiten geplant. Die vierseitige Ausgabe wird als Print-Beilage des dF vorgeschlagen und wird versuchen, die politische Meinungsbildung einer hoffentlich stetig anwachsenden Bloggergemeinschaft zusammenzufassen. Die erweiterte Ausgabe wird sich vor allem dadurch auszeichnen, dass lokale, unterschiedliche soziale und internationale Stimmen eines Teils der Zivilgesellschaft, d. h. der 5. Gewalt, zu Wort kommen. Vielleicht wird es auch gelingen, Initiativen der 5. Gewalt nicht nur inhaltlich zu begleiten, sondern auch mit initiieren zu helfen insoweit, dass diese Initiatoren das Magazin benutzen können, um Aktionen bekannt zu machen und ihre Wirkung zu verbreitern.

4. Die Punkte 2 und 3 machen deutlich, dass eine Print-Wochenausgabe von dF zusammen mit einer Ausgabe des Blogger-Magazins wirkungsmäßig weit über das hinausgehen könnte, wenn denn ein aggressives Marketing von beiden Seiten dahinterstünde, als das, was dF heute leistet. Auch würde sich diese Verbreitung von neuen Inhalten aus der Zivilgesellschaft heraus auch in vergrößerter Auflage widerspiegeln. Man könnte sich bei einer erfolgreichen Erstellung des erweiterten Monatsmagazins auch vorstellen, dass jede Wochenausgabe eine Print-Beilage eines Teils des Bloggermagazins bekäme.

Abschließend möchte ich einen Vorschlag machen:

„der Freitag“ kann sich schwerlich auf eine Allianz mit dem Blogger-Magazin festlegen, bevor letzteres nicht das Licht der Welt gesehen hat und dF daraufhin die Relevanz einer gemeinsamen Veröffentlichung geprüft hat. Deshalb sollten wir ein eventuelles gemeinsames Vorgehen dann besprechen, wenn die Erstausgabe des Magazins erstellt ist.

Andererseits möchte ich dF bitten, dass die dFC für die jeweils zu diskutierenden Themen des Magazins offen bleibt, was von Vorteil der dFC-Blogger wie auch der Jounalisten von dFsein wird. Bisher sind wir dankbar darüber, dass die Möglichkeit der Diskussion über ein mögliches Monatsmagazin in der dFC bestand.

Liebe Grüsse aus Panamá, CE

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Costa Esmeralda

35 Jahre Entwicklungsberater, Lateinamerika, Afrika, Balkan. Veröff. u.a. "Abschied von Bissau" und "Die kranke deutsche Demokratie".

Costa Esmeralda

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