Offener Brief an Jakob Augstein

"El Condor pasa" Vorschlag an Jakob Augstein und die "der Freitag"-Community zur Herausgabe einer Monatszeitschrift "El Condor pasa" als Print-Beilage zur Wochenzeitschrift

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Lieber Herr Jakob Augstein,

ich habe mir erlaubt, eine Antwort auf das Salon-Gespräch mit Oskar Negt hier noch einmal als eigenständigen Beitrag aufzugreifen, um den Vorschlag einer Monatszeitschrift mit dem vorgeschlagenen Titel "El Condor pasa" und dem vorgeschlagenen Untertitel "Monatszeitschrift für deutsche und europäische Identitätsstiftung" als Print-Beilage des "der Freitag" der Community vorzustellen, die diese Monatszeitschrift als ihr ureigenes Projekt gestalten sollte.

Offener Brief an Jakob Augstein:

Erst einmal Dank für die Übermittlung des Gespräches mit Oskar Negt! Er hat mir seit den 68er Tagen, ich war damals junger Student, einiges an Erkenntnis gegeben; dafür auch Dank an ihn zurück nach 45 Jahren. Ich bin positiv überrascht, dass er wie Wenige seine Unabhängigkeit im Denken und vor allem seinen Willen zur gesellschaftlichen Veränderung aufrecht erhalten hat.

Was Europa und die europäische Identitätsstiftung anbelangt, so bin ich auch der Meinung, dass diese eine herausragende politische Aufgabe unserer Zeit ist, in der sich die Welt in kontinentale Blöcke aufteilt, die um Einfluss und auch Überleben wettstreiten. Europa ist ein ganz besonderer Kontinent, der in Gefahr gerät, politisch und wirtschaftlich unter die Räder zu kommen, und damit auch die europäische einzigartige Kultur, der die gesamte Menschheit viel zu verdanken hat. Als Deutscher, seit Jahrzehnten im aussereuropäischen Ausland lebend, sehe ich mit äusserster Besorgnis, wie unsere mediokre Seilschaften-Republik mit Frau Merkel an der Spitze, dieses Europa mit Elefantenschritten (besser gesagt mit dem Merkelschen Totspardiktat) "durchpflügt" und eine gemeinsame Identitätsstiftung der europäischen Länder dem Herrschaftsanspruch der deutschen wirtschaftlichen Seilschaften opfert. Der deutsche Bürger, wie auch der Bürger unserer europäischen Nachbarländer, wird seine politische, wirtschaftliche und kulturelle Identität in Zukunft nur bewahren können, wenn es gelingt, die "Nationen-Bildung" (nation building) in Deutschland und den anderen Ländern zu vertiefen und darüber hinaus die europäische "Nationen-Bildung" in Angriff zu nehmen. Vor allem die deutsche Nationen-Bildung ist keineswegs abgeschlossen, weder politisch, ökonomisch noch kulturell; und wird es auch nicht, solange der Charakter unserer Seilschaften-Republik durch die Herrschaftsansprüche von hinter den Bundestagsparteien stehenden wirtschaftlichen Seilschaften bestimmt bleibt. Die überwiegende Mehrheit der deutschen Bürger sind zumindest politisch und wirtschaftlich vom nationalen Identitätsbildungs-Prozess ausgeschlossen. Und grosse Teile unserer kulturellen Elite unterwerfen sich "freiwillig" dem Herschaftsanspruch der Seilschaften, um ihr materielles Lebensniveau nicht infrage zu stellen. Was für Deutschland und Europa, aber auch für die Welt, auf der Strecke bleibt, ist die erfolgreiche Fortsetzung der vor 250 Jahren begonnenen Aufklärung mit ihren Idealen, die wir alle im Munde führen, aber nicht in die Tat umsetzen, insbesondere der Schaffung eines Humanismus, der weit über Sozialismus und Kapitalismus hinausführt.

Nach langer Vorrede nun zum konkreten Vorschlag an "den Freitag":

Seit einigen Monaten trage ich die Idee mit mir herum, es müsste so etwas wie eine unabhängige, von der dFC selbst geschaffene, Monatszeitschrift als vierseitige Beilage zur Print Ausgabe erscheinen, die mögliche gesellschaftliche Systemänderungen und nationale und europäische Identitätsstiftung diskutiert und einem breitmöglichsten Publikum kostenlos zur Verfügung stellt.

Wie könnte das konkret aussehen?

Ich kann mir vier Themenbereiche auf vier Seiten (zu Beginn der Zeitschrift) vorstellen: 1. gesellschaftliche Systemanalyse, 2. Reform des gesellschaftlichen Systems, 3. gesellschaftliche Utopie und 4. Kultur.

Vorgeschlagener Titel: "El Condor pasa". Warum dieser Titel? Er assoziiert, der indianischen Mythologie der Anden entsprechend, den Freiheitsgedanken, das "Fliegen" in eine bessere Zukunft.

Vorgeschlagener Untertitel: "Monatszeitschrift für deutsche und europäische Identitätsstiftung"

Erstellung: Eine freiwillige Gruppe von dFC (etwa fünf) checken 20 Tage im Monat Vorschläge für die Publikation in den vier genannten Bereichen durch und stellen diese dann in den restlichen 10 Tagen als endgültigen Druckvorschlag zusammen (das geschieht kostenlos über Internetaustausch). Die Monatsbeilage von anfangs vier Seiten (bei Bedarf kann sie entsprechend erweitert werden) wird mit der vierten Wochenausgabe von "der Freitag" verteilt. Eventuell könnte man an einen geringen Kostenaufschlag denken (Papier und Druckkosten). Alle in der Community sind zur aktiven Mitarbeit aufgerufen. Die Monatszeitschrift sollte ihr kollektives Werk sein und so eine Wirkung aus der Community heraus in die Zivilgesellschaft möglich machen. Die dahintersteckende Zielvorstellung, aus der Mediokrität des gesellschaftlichen "Status quo" in Deutschland und Europa herauszukommen, wäre für die Community so etwas wie "Vom Wort zur Tat schreiten".

Verbreitung: Alle Community-Mitglieder wären aufgerufen, für kostenlosen Nachdruck und Verbreitung der Monatszeitschrift in alternativen Publikationen zu werben, bspw. in Universitäten, Gymnasien, Gewerkschafts- und Statteilzeitungen, usw. usf. Vor allem sollte durch eine "allgemein verständliche, nicht elitäre, Sprache" dafür geworben werden, dass auch die immer grösser werdende Gemeinde der "sozial Ausgegrenzten" in die Diskussion einbezogen wird. Für den Freitag sehe ich auch finanzielle Vorteile, wenn sich dadurch die Wochenzeitschrift mit der Monatszeitschrift als Wortführer im deutschen und europäischen Identitätsstiftungsprozess qualifiziert.

Dieses in aller Kürze zum deutschen - europäischen Projekt einer Überwindung der aktuellen gesellschaftlichen Situation, die durch unsere Seilschaften aus Selbsterhaltungsgründen nicht geleistet werden wird. Wir Unabhängigen der Zivilgesellschaft sollten uns jedoch dem Herrschaftsanspruch der Seilschaften verweigern, uns selbst "Flügel der Freiheit" verleihen und dort am Humanismus weiterarbeiten, wo er durch Sozialismus und Kapitalismus gestutzt wurde.

Liebe Grüsse aus Panamá, CE

Ziel der Monatszeitschrift "El Condor pasa" als Print-Beilage von dF: Zeitschrift für Gesellschafts-Reform und deutsche und europäische Identitätsstiftung

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Costa Esmeralda

35 Jahre Entwicklungsberater, Lateinamerika, Afrika, Balkan. Veröff. u.a. "Abschied von Bissau" und "Die kranke deutsche Demokratie".

Costa Esmeralda

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