Engagierter Buddhismus

Bewegungsreligion "Auf mich selbst achtend, achte ich auf den anderen, Auf den anderen achtend, achte ich auf mich selbst."

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Das ist der Leitsatz der Website 'Engagierter Buddhismus', wo der weltweite, gesellschaftlich engagierte Buddhismus vorstellt wird. Dort sind etliche interessante Texte zu finden, durch die ich mich derzeit lese. Der Text 'Was ist gesellschaftlich engagierter Buddhismus' beginnt mit:

"Rückzug von der Welt, Entsagung von Besitz und sinnlicher Genüsse, rasierter Kopf und Almosenschale, jahrelange Meditation in der Abgeschiedenheit einsamer Höhlen - solche und ähnliche Stereotype bestimmen das Bild buddhistischen Lebens in Asien."

Noch bin ich in meiner modernen Höhle in weltflüchtiger Einkehr. Auch der Text 'Engagierter Buddhismus im deutschsprachigen Raum' spricht etliches an, was mir durch den Kopf geht. Unter anderem:

"Darüberhinaus gibt es unter den deutschen Buddhisten auch einen beträchtlichen Anteil von Personen, die aus der Ökologiebewegung der 70er und 80er Jahre - nach Jahren der Enttäuschung und Krise über die letztendliche Erfolglosigkeit und innere Verhärtung - schließlich zum Buddhismus gefunden haben. … In der Lehre Buddhas sehen sie einen Weg, ihre nach aussen gerichteten Bemühungen um Heilung unserer zerstörerischen Lebensweise mit der nach innen gerichteten Bemühung um Heilung zu vereinen. Viele von ihnen geben dann zwar für längere Zeiträume alle ehemaligen Aktivitäten auf, doch etliche finden schließlich zu einer Synthese mit ihrem früheren Engagement wieder zurück."

Diese Synthese habe ich in meinem gegenwärtigen Lebensabschnitt parallel zwischen Aktivismus, Lebenskampf und spiritueller Suche noch nicht gefunden. Schon Erich Fromm hatte sich entsprechende Gedanken gemacht. Im Buch 'Grundeinkommen: Geschichte - Modelle - Debatten' (PDF-Buch), Kapitel '7. Erich Fromms Ansatz für ein Grundeinkommen' heißt es auf Seite 275:

"Gerade bei Erich Fromm finden sich viele Bezüge zum östlichen religiösen als auch philosophischen Denken und Wissen. Bemerkenswert ist z. B., dass Fromm buddhistisches Wissen und Methoden für seine gesellschaftspolitische sowie sozialpsychologische Analyse und Transformationslehre des Kapitalismus nutzt. So wird von ihm erstens das Leben im Kapitalismus als krankes, leidendes Leben in totaler Entfremdung deutlich gemacht. Zweitens wird die Gier bzw. das Verlangen (nach Besitz und Konsum) als Ursache des Leidens der Menschen erkannt. Drittens wird die Erkenntnis dargelegt, dass die Überwindung dieser Gier zum »Heil« führt. Und viertens werden Möglichkeiten der Überwindung dieser Gier, und damit des Leidens, aufgezeigt. Diese Praxis der Analyse und Folgerungen zur Heilung einer Krankheit, eines Leidens erfolgt von Fromm also ganz im methodischen Stil der buddhistischen vier edlen Wahrheiten."

Das real existierende System ist ja noch kränker geworden seit Erich Fromms Aussagen. Im Text 'Moderne, Postmoderne und Buddhismus — Warum der Buddha heute in den Westen kommt' heißt es:

"Es ging dem Buddha darum - als Einzelne und als Gemeinschaften - aufzuhören damit, für uns selbst und für andere Leiden zu erzeugen."

Antike, Mittelalter, Moderne, Postmoderne — die Jahrtausende vergehen und es wird immer noch dermaßen viel Leid erzeugt. Können wir uns im Hier und Heute heilen vom Leiden mit Hilfe des Buddhismus?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Red Bavarian

Die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart gestalten, die Zukunft erdenken.

Red Bavarian

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