Ihr Lied

Porträt Kamla Bhasin gilt als Mutter der indischen Frauenbewegung. Sie hat viele Bücher über Gleichberechtigung verfasst, für die Menschen auf den Dörfern aber singt sie lieber
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2014
Kamla Bhasin: „Als Vergewaltiger wird man nicht geboren“
Kamla Bhasin: „Als Vergewaltiger wird man nicht geboren“

Foto: Katharina Finke für der Freitag

Kamla Bhasin wohnt in einem Haus im Süden von Neu-Delhi, dem wohlhabenderen Teil der indischen Hauptstadt. In ihrem Wohnzimmer fallen die vielen Bücher auf, die quer über den Raum auf kleine Stapel verteilt liegen. Sie haben alle möglichen Größen, Farben, verschiedene Sprachen. Einige hat die 68-Jährige selbst geschrieben, bei anderen mitgearbeitet. Die Stapel symbolisieren auch, welch weiten Weg sie zurückgelegt hat. Denn aufgewachsen ist Bhasin, die heute eine der wichtigsten Figuren im Kampf indischer Frauen um Gleichberechtigung ist, in einer bücherfreien Welt. In dem Dorf im Nordwesten Indiens, wo sie ein Jahr vor der indischen Unabhängigkeit geboren wurde, waren Bücher ebenso rar wie Lehrer.

„Wir lernten vom Leben, nicht aus