Wie baut man an einer Welt weiter, in der so gut wie alles sakrosankt ist? Wie bewegt man sich in einem Universum, das sogar in der offiziellen Franchise-Geschichtsschreibung das „kanonische“ heißt? J. J. Abrams, der Regisseur dieser siebten Star-Wars-Episode, hat sich erst mal geziert. Ein erster Drehbuchautor warf die Flinte ins Korn, so durfte Lawrence Kasdan, schon bei der Star-Wars-Originaltrilogie am Werk, noch mal ran. Die erste Antwort zum Thema Weiterbau lautet denn auch: Recycling. Auf einem wüstenreichen Müllplaneten namens Jakku (aber Namen sind mal wieder Schall, Rauch und kindischer Quatsch) findet ein neues Team des Guten zusammen, das sich den wiedererwachten Kräften des Bösen entgegensetzt. Das Imperium heißt nun „First Order“, der Todesstern ist deutlich größer, es gibt eine oberböse CGI-Kreatur, sonst ändert sich im Prinzip erst mal nix.
„Abfall“, ganz buchstäblich, ist der Millennium Falcon, der sich auf dem Müllplaneten findet. Aber wo der ist, ist auch Han Solo nicht weit und Chewbacca noch näher. Alle werden sie reaktiviert, später stoßen noch Prinzessin Leia und C3PO und R2D2 dazu. Neu im Team sind ein Fliegerass namens Poe Dameron, den zum Glück der große Oscar Isaac spielt; ein den Kräften des Bösen entlaufener Underdog und sympathischer Hochstapler, neu getauft auf den Namen Finn (John Boyega), ein kleiner Rolldroide, der den grotesken Fehlgriff Jar Jar Binks als Humorelement in Grund und Boden wieselt, und vor allem die schöne und Natalie Portman nicht unähnliche Rey (Daisy Ridley), in der eine Macht schlummert, von der sie fürs Erste nichts ahnt.
Zweite Antwort auf die Weiterbaufrage: Wiederholung als Farce. Dafür ist ein Dunkelmann mit Namen Kylo Ren (Adam Driver) zuständig, Sohn berühmter Eltern, aber mit einer unguten und auch etwas lächerlichen Fixierung auf den bösen Darth Vader. Allerdings ist Kylo Ren auch in die dritte und ernsthafteste Antwort aufs Anschluss- und Fortsetzungsproblem verstrickt: Ohne Vatermord, bitte diesen Spoiler zu verzeihen, kommt, was ein neverending Franchise werden will, dann doch nicht davon. Dieser eine Dolchstoß muss sein.
Aus Alt wird also Neu, das Neue schließt an an das Alte. Den Fans macht das Wiedersehen mit dem einen oder anderen Mythos, der einen oder anderen Figur, der einen oder anderen Anspielung sicherlich Freude. J. J. Abrams hält sich mit seinen Trademarks eher zurück: Lichtschwerter zu Lens Flares – ein bisschen, aber er übertreibt’s damit nicht. Der dauererigierte Wagner-Epigone John Williams lässt leider wieder tuten und blasen, was das Zeug hält. Auch geschossen, gefochten und explodiert wird in gewohnter Manier.
Und Luke? Der hat sich erstaunlicherweise in Slavoj Žižek verwandelt. Und die Sache mit dem Cliffhanger haben die Autoren dann vielleicht doch etwas zu wörtlich verstanden.
Info
Star Wars: Das Erwachen der Macht J. J. Abrams USA 2015, 135 Minuten
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