Der Pionierarbeiter

63. Berlinale Die Berlinale würdigt mit Claude Lanzmann einen engagierten Filmemacher – und vergibt sich dabei eine Chance
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Vor elf Jahren lief zuletzt ein Film von Claude Lanzmann im regulären Programm der Berlinale, die ihm dieses Jahr den Goldenen Ehrenbären für das Lebenswerk verleiht. Der 2002 uraufgeführte Sobibor, 14. Oktober 1943, 16 Uhr war nach Shoah (1985) und Ein Lebender geht vorbei (1997) bereits das dritte Montage-Destillat aus jenen rund 220 Stunden Filmmaterial, die Lanzmann in zwölf oft mühsamen Recherche- und Drehjahren angesammelt hatte.

Bis heute bildet dieses Archiv ein Quellen-Reservoir, das seinesgleichen sucht. Vor jeder Würdigung des Filmemachers muss deshalb die Anerkennung für Lanzmanns genuin historiografische Pionierleistungen stehen. Als er in den siebziger Jahren seine Recherchereisen aufnahm, bestand die Holocaust-Forschung im Wesentlichen