Der Staats-Versteher

Misstand Bundespräsident Joachim Gauck mischt sich immer öfter in die Tagespolitik ein. Die kritische Distanz ist ihm dabei verloren gegangen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 20/2014

Am Anfang erschien die Sache nicht ganz hoffnungslos. Als Joachim Gauck im März 2012 Bundespräsident wurde, wusste zwar jeder: Das aus DDR-Erfahrung genährte Freiheitspathos des Pastors war nicht gerade von überschäumender Begeisterung für sozialen Ausgleich und Umverteilung begleitet. Aber das höchste Amt im Staate, so die Hoffnung, könne ja in einem Mann dieses intellektuellen Formats einen Lernprozess auslösen. Als Präsident werde er sich schon die Freiheit nehmen, die Regierenden mit den Folgen von 20 Jahren Neoliberalismus zu konfrontieren.

Tatsächlich waren von ihm zunächst Sätze zu hören wie: „Wir dürfen nicht dulden, dass Kinder ihre Talente nicht entfalten können, weil keine Chancengleichheit exis