Die geistige Situation

Widerstandsnest Anmerkungen zu 40 Jahren "edition Suhrkamp"
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Noch Ende der sechziger Jahre besaß das Taschenbuch in konservativ-elitären Kreisen einen Luder- und Schundgeruch. Der Historiker Werner Kaegi empfahl in seinen Vorlesungen gerne längst vergriffene mehrbändige Monographien zur Lektüre und fügte ebenso maliziös wie hämisch hinzu: "Aber heute lesen ja sogar schon die Studenten Taschenbücher." So ist es kein Wunder, dass der jüngst verstorbene Verleger Siegfried Unseld das Wort "Taschenbuch" peinlich vermied, als er vor genau vierzig Jahren - am 2.Mai 1963 - die edition suhrkamp ankündigte.

Und die Entscheidung war im Beraterkreis des Verlags höchst umstritten. Max Frisch sprach von einer "Kapitulation vor dem Taschenbuch" und verspottete das Vorhaben: "Suhrkamp in Leinen, Suhrkamp in