Die hohe Schule der Entrümpelung

Ausstellung Das Robert-Walser-Zentrum in Bern zeigt ausgewählte Mikrogramme des Künstlers. Am Einzelexemplar wird deutlich: Die Mini-Texte waren kein Rückzug in die Unleserlichkeit
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 26/2013
Die hohe Schule der Entrümpelung

Foto: Keystone / Robert-Walder-Stiftung Bern

Angeblich in einer alten Schuhschachtel sollen sie zumindest teilweise überliefert worden sein: 526 lose Zettel, über und über bedeckt mit regelmäßigen, aber bis zur Unleserlichkeit winzigen Buchstaben: die Mikrogramme. Ihr Urheber, der Schweizer Schriftsteller Robert Walser, brachte sie wahrscheinlich Mitte der zwanziger Jahre während seines Aufenthaltes in der Heil- und Pflegeanstalt Waldau zu Papier.

Ob Carl Seelig, der Nachlassverwalter Robert Walsers, zu Lebzeiten mit diesem je über die Kleinstschrift gesprochen hat, ist unbekannt. Fest steht: Obwohl Seelig sie für eine „selbsterfundene, nicht entzifferbare Geheimschrift“ hielt, war er fasziniert und veröffentlichte 1957, ein Jahr nach Robert Walsers Tod, eine Vergrößer