Durch die Ethno-Brille

Neooriental Der Streit zwischen Emine Sevgi Özdamar und Feridun Zaimoglu ist auch ein Kulturstreit
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Was ist eigentlich ein Migrant? Jene Figur, die im Lexikon als "Subjekt der Migration" bezeichnet wird? Ein Mensch, der sein Zuhause verlässt und in der Fremde keine Heimat findet? Man kann die Bücher von Emine Sevgi Özdamar, die jetzt mit ihrem Autorenkollegen Feridun Zaimoglu um das geistige Eigentum streitet, als Reflexion der Auswanderung lesen. In Ihrem Roman Die Brücke vom goldenen Horn wird der jungen Protagonistin deutlich, "wie weit weg aus der Türkei" sie war, als sie abends bei dem Arbeiter Hamza in Berlin auf das weiße Fett kalt gewordenen Lammfleischs blickt.

Auf den ersten Blick passen beide Bücher der Kontrahenten durchaus in die Schublade der Migrantenliteratur. Sowohl Zaimoglus Roman Leyla wie auch Özdamars 14 Jahre älteres Buch