Entweder alle oder keiner

Kampagnenkritik Meist betreiben Firmen ja Marketing in eigener Sache, wenn sie von Zivilgesellschaft reden. Hagebau will mit einer Nachbarschafts-Initiative nur seine Produkte verkaufen
Ausgabe 15/2013
Entweder alle oder keiner

Foto: Screenshot

Ein guter Nachbar ist einer,der einem nachts Salz abgibt, CDs borgt oder am Samstag auch mal einen Schraubenzieher. Jedenfalls läuft das in der Großstadt so. Auf dem Dorf gelten andere Maßstäbe. Hilft er beim Unkraut jäten?

Das suggeriert zumindest ein Spot der Baumarktkette Hagebau. Man sieht darin den, nun ja, Komiker Mike Krüger, der in kariertem Hemd, grüner Handwerker-Latzhose und mit einem Spaten in der Hand eine Straße langläuft, an deren Rändern emsige Menschen in ebenso karierten Hemden bunte Blumen in die Erde pflanzen. „Hier hilft man sich“, behauptet Mike Krüger, Testimonial in den TV-Spots, die eine von Hagebau im März ausgerufene Kampagne begleiten sollen. Die Baumarktkette sucht: „Die schönste Straße Deutschlands“.

Warum nicht ein Fahrradhäuschen?

In der Sowjetunion nannte man solch einen freiwilligen Arbeitseinsatz Subotnik. Es gab auch mal einen Bundeswettbewerb: „Unser Dorf soll schöner werden“. Für die Hagebau-Initiative können sich Straßengemeinschaften aus ganz Deutschland noch bis zum 31. August mit kreativen Ideen wie zum Beispiel einem Fahrradhäuschen bewerben. Die zehn Sieger erhalten am Ende 5.000 Euro.

Wenn Unternehmen zivilgesellschaftliches Engagement zeigen, dann wollen sie meist ihr Image aufpolieren. Der Baumarkt aber verwendet nun ein solches Anliegen, um seine Produkte zu verkaufen. Hacke, Krokusse, Narzissen, Dünger, Bretter für Zäune oder Gummihandschuhe – braucht man alles, um die Straße zum Blühen zu bringen. Aber nicht, dass es dann im klassischen Nachbarschaftsstreit endet.

Mona Stein ist keine Hellseherin, wohnt aber im Prenzlauer Berg

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