Geld und Gefühl vertragen sich schlecht. Es sei denn, man findet die richtigen Worte. Eheverträge gelten als unromantisch, käufliche Liebe war zuletzt bei Pretty Woman sexy. Im Diamanten allerdings verbinden sich Wert und Wertschätzung auf kleinstem Raum, besonders, wenn er auf einen Verlobungsring montiert ist.
Beides, den Glauben an den finanziellen und den emotionalen Wert der Steine, hat die Firma de Beers quasi im Alleingang aus dem Boden gestampft. Der Slogan „A Diamond is Forever“, erfunden 1948, verspricht ewige Liebe und langfristigen Werterhalt. Die Romantik mit Preisschild hat de Beers einen nie versiegenden Kundenstamm erschlossen: Heiratswillige. Während in den Sechzigern nur sechs Prozent zum Brillanten griffen, sind es heute über 75 Prozent. Um Gefühlen adäquaten Ausdruck zu verleihen, empfehlen Juweliere, zwei bis drei Monatsgehälter zu investieren. Es gibt aber auch Internetrechner, die Hypothekenzahlungen in die Preisfindung einbeziehen.
Für de Beers hat der Satz von der Ewigkeit noch eine wichtigere Bedeutung: Von Diamanten trennt man sich nicht. Denn die Wertstabilität basiert auf einem globalen Kartell, das Angebot und Preis überwacht. Das Syndikat funktioniert, so lange die Tonnen von Diamanten in Privatbesitz bleiben. Der Wert eines Diamanten ist unvergänglich. Solange niemand auf die Idee kommt, ihn zu verkaufen.
Mirko Derpmann ist Kreativdirektor bei Scholz & Friends
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