Die Aufregung ist groß: Kurz vor der Bundestagswahl hat der Parteienforscher Franz Walter mit einem Text in der tageszeitung für Aufsehen gesorgt. In seinem Beitrag zeigt Walter, dass der grüne Spitzenkandidat Jürgen Trittin 1981 ein kommunales Wahlprogramm verantwortet hat, in dem die Straffreiheit von Sex zwischen Erwachsenen und Kindern gefordert wird, der ohne Androhung von Gewalt zustande komme. Trittin sprach von einem „Fehler“. Bisher hatte der Spitzenkandidat darauf verwiesen, dass der Einfluss pädosexueller Interessengruppen in der Frühphase der Grünen in Nordrhein-Westfalen besonders groß gewesen wäre – und dass er das damals mit Sorge beobachtet habe.
Franz Walter ist von den Grünen selbst mit der Aufarbeitung ihrer pädosexuellen Vergangenheit beauftragt worden. In seinem Beitrag beklagt er, dass die Grünen die Diskussion aber weitgehend verweigern würden. Kaum ein Zeitgenosse würde sich zu Wort melden, um das damalige Verhalten zu erklären und auch zu historisieren. Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, bescheinigte den Grünen hingegen in einem Interview mit dem Tagesspiegel mit der Aufarbeitung „auf dem richtigen Weg“ zu sein.
Schweigen die Grünen also zurzeit, weil sich im Wahlkampf über Pädophilie nur in hysterischer Form sprechen lässt? Oder meinen sie es mit der Aufarbeitung doch nicht ganz so ernst? Nehmen sie es mit der Moral nur bei politischen Gegnern besonders genau? Kurz: Gehen die Grünen richtig mit der Pädophilie-Debatte um?
fragt Jan Pfaff
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