In den Kartons von Paris

Frankreich Das Leben für Obdachlose ist an der Seine leichter als anderswo in Europa. Doch nicht deswegen steigt ihre Zahl unablässig. Ein Grund ist der Zustrom aus Osteuropa
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 52/2013
Wegen des geringeren Verkehrs sind Nächte auf Pariser Regionalbahnhöfen beliebter als in der Metro
Wegen des geringeren Verkehrs sind Nächte auf Pariser Regionalbahnhöfen beliebter als in der Metro

Foto: Jacques Demarthon/ AFP/ Getty Images

Um neun Uhr abends, wenn die Straßenlichter am Pont Marie oberhalb der Kathedrale von Notre Dame auf der Seine leuchten, breitet der 37-jährige Yan vor einem noblen Einrichtungshaus seine Pappkartons für die Nacht aus. Nebenan kriechen sie bereits in ihre Schlafsäcke. Eine ältere Frau sortiert Kleidungsstücke. In eine Bettdecke gehüllt liest ein Mann in den Sechzigern den Figaro, während besser situierte Pendler aus ihren Büros zur Metro eilen. Yan kommt aus Polen, ist Metzger und hat seine Ausbildung in einer Pariser Charcuterie gemacht. Gern würde er wieder in seinem Beruf arbeiten, doch Obdachlosigkeit verhindert das. „Man kann nicht mit Lebensmitteln hantieren, während man auf der Straße lebt. Das wäre einfach nicht