K.o. durch Schachmatt

Prekariat Helmut Kuhn ist Schachboxer, Journalist und lebt in einem prekären Berlin. Sein aktueller Romanheld sieht ihm ähnlich
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Sie liegen vor ihren Schachbrettern auf dem Boden und ringen nach Luft. Ein Chor aus Keuchen, die Köpfe alarmrot, die Brillen beschlagen. Dem Dutzend Männern perlt der Schweiß von Nasenspitze und Kinn, dass sich Tropfen für Tropfen kleine Seen auf den Boden vor ihren Brettern bilden. „Jeder 40 Liegestütze“, brüllt der Trainer. „Wer verliert, spielt mit Schwarz!“ „Wenn einer ein Schachbrett zerstört, müssen alle 100 machen!“

Im Keller einer Berliner Schule wird an drei Abenden in der Woche der Sauerstoff knapp – wenn die klassischen Boxer gehen und die Schachboxer kommen. Sie trainieren, um Adrenalin und Blutzirkulation zu beherrschen, ringen Geist und Körper nacheinander nieder. Bei einer Partie wechseln