Kein entspanntes Verhältnis

Nachfrage Die bürgerliche Gesellschaft wird immer rigider. Nun soll auch noch der Sex befriedet werden
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 48/2013

In längst vergangenen Zeiten nannte man einen Freier einen Bräutigam, der um eine Frau warb. Es war Martin Luther, der als Initiator der protestantischen Ethik den Begriff in die deutsche Sprache einführte. Im Laufe der Jahrhunderte sank der Freier – wie übrigens auch die Dirne, die im Mittelhochdeutschen noch auf eine Jungfrau verwies – allmählich ins Konsumentenmilieu der käuflichen Sexualität hinab.

In den radikaleren Phasen der Neuen Frauenbewegung hatte man noch ein provokanteres Verhältnis zu normativen weiblichen Lebensentwürfen. Damals wurde Prostitution nicht als Gewerbe inkriminiert, sondern das Institut der „prostituierenden“ Ehe, durch das sich Männer eine umfassende Versorgung sicherten. Dieser Zustand da