Keine heile Familie

Kino Tradition ist, wenn die Mutter die Frau ihres Sohnes dem eigenen Ehemann zuführt. Ein beklemmendes Kammerspiel des österreichisch-türkischen Regisseurs Umut Dağ
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 32/2013
Die engsten Käfige sind die ohne Stäbe
Die engsten Käfige sind die ohne Stäbe

Foto: Edition Salzgeber

Am Anfang sieht man einen Spiegel. Er zeigt nichts. Höchstens eine vage, verschwommene Ahnung vom Raum, der sich davor erstrecken muss. Eine Fliege brummt, ein Husten krächzt, Vorboten des Verfalls. Dann tritt Fatma vor diesen Spiegel. Sie ist mit ihrer Familie aus Wien in ein türkisches Dorf gekommen, um die Hochzeit ihres Sohns Hasan mit Ayse zu feiern. Ein Anlass, der fröhlicher sein sollte, als er dann ist.

„Kuma“ heißt zweite Frau. Das junge Mädchen Ayse ist diese zweite Frau. Aus den tiefen der türkischen Provinz wurde sie nach Wien geholt für den Fall der Fälle. Die erste Frau ist Fatma. Sie hat Krebs. Sie geht durch die Hölle der Chemotherapie. Vielleicht wird sie sterben. Ayse soll ihren Platz einnehmen. Sie ist also nic