Kinder- & Jugendbücher

Randgänge Sohn mit Mütze ...

Sohn mit Mütze

Sohntage von Philipp Waechter ist eigentlich kein Buch für Kinder, sondern eines für Erwachsene, die gerade Kinder gekriegt haben. Vor allem für Väter, die Frau von der Leyens Erziehungszeit nehmen und noch nicht wissen, was auf sie zukommt. Man lernt etwas darüber, was Väter so lernen müssen. Wickeln zum Beispiel und sich dabei den Spruch der Mutter anhören: "Ich habe ihn geboren, das hast du noch lange nicht abgearbeitet". Ein erkältetes Kind einfach nur in den Arm nehmen. Sich Sorgen machen. Sandkastenkommunikation aushalten. Mit dem Nachwuchs in den Zoo gehen, wo der sich nur für blöde Tauben interessiert. Frustrationstoleranz nannte man das bei den 68ern. Ein geborener 68er ist Philipp Waechter, Sohn des berühmten F.K. Waechter, mit längst eigener Handschrift, satt ironischem Strich und leichtem, genießerischen Tonfall. Den Sohnemann auf dem Rücken tragend, fragt der wanderlustige Vater einen vorbeikommenden Polizisten: "Würden Sie bitte mal meinem Sohn die Mütze wieder richtig aufsetzen?" Klingt immer noch ein wenig aufsässig.

Philipp Waechter Sohntage. Beltz Gelberg, Weinheim und Basel 2008, 56 S., 9,90 EUR

Papa ohne Arbeit

Andere Sorgen hat der Vater von Oskar. Er hat keine Arbeit und hängt zu Hause rum. Meckert, nervt und trinkt Bier. Das bringt Oskar, der in die 2. Klasse geht, schwer ins Grübeln, denn um den Familienfrieden ist es nicht gut bestellt. Da fällt ihm ein, dass er schon mal eine Katze wiederbekommen hat, weil er eine Suchanzeige an einen Baum geheftet hat. Also reißt er ein Blatt aus seinem Schulheft, malt einen garantiert echten Porsche drauf und schreibt: "Suche Arbeit für Papa. Er kann es super mit Autos." Der Vater tobt, aber nur solange, bis der Nachbar nach Pannenhilfe verlangt. Mit wenigen pointierten Sätzen erzählt Lydia Zeller die Geschichte von Oskars hilfreichem Einfall. Monika Maslowska hat dazu vor die Kulisse einer expressionistischen Steinstadt ganzseitige, farbenkräftige Bilder gemalt, die in ihren verschobenen Perspektiven sehr schön ausdrücken, wie die Welt dieser Familie aus dem Gleichgewicht gefallen ist. Bedrohlich groß legt sie den Schatten des unzufriedenen Vaters über die Kinder. Beängstend eng ist der Lichtkegel, in dem sich Oskar vor der Philippika des gekränkten Vaters wegzuducken sucht. So kann die Illustratorin auf eine für Kinder verstehbare, gut nachfühlbare Weise von Arbeitslosigkeit und den Folgen erzählen, einem Thema, das sich für ein Bilderbuch so einfach nicht anbietet.

Lydia Zeller, Monika Maslowska Suche Arbeit für Papa. Bajazzo, Zürich 2008, 32 S., 13,90 EUR

Hähnchen zur Sonne

Bei Martin Baltscheit quittiert der Vater plötzlich den Dienst und liegt mit den Beinen nach oben im Blumenbeet. Der Hahn ist tot, und Hähnchen muss jetzt morgens an seiner Statt krähen, hoch oben vom Mist. Keine leichte Aufgabe, denn Vater war in seinen Augen der Größte. Täglich hatte er es geschafft, mit seinem Krähen die Sonne zu wecken. Tatsächlich gelingt es auch dem Filius. Er kräht und die Sonne geht auf. Triumphal im Licht der Sonnenstrahlen malt Christoph Mett den Gockel, wie er sich in die Hähnchenbrust wirft. Leider finden die anderen Tiere auf dem Bauernhof, er solle sich nicht so aufspielen, die Sonne ginge auch ohne ihn auf. Ein Weltbild steht auf dem Spiel, und ein Krähexperiment um Mitternacht geht nicht gut aus. Da verfällt der Held in Schweigen, was zwar die Sonne nicht am Aufgehen hindert, wohl aber den Bauern verschlafen lässt, der wiederum die Kühe nicht rechtzeitig und so weiter. Da greift der Bauer zu einer List und schmeichelt der Eitelkeit des Beleidigten: "Du hast den wichtigsten Job hier. Du weckst die Sonne. Sonst steht hier doch keiner auf." Und so kann die Vererbungslehre aus dieser Geschichte nur lauten: Gockel bleibt Gockel.

Martin Baltscheit, Christoph Mett Der Sonnenwecker. Bajazzo, Zürich 2008, 40 S., 14,90 EUR

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