Kirche der Angst

Flüchtlingsdrama Auf dem Theatertreffen wird Elfriede Jelineks Stück „Die Schutzbefohlenen“ bejubelt. Hier unsere Kritik der Inszenierung von Nicolas Stemann
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 22/2014

Achtung, die Menschenwürde, (…) da kommt sie! Machen Sie ein Foto, schnell, bevor sie wieder weg ist“, rufen die orientierungslosen Gestalten an der Küste von Lampedusa, bevor sie noch eilig einen Schnappschuss mit dem Handy machen. Weit her ist es mit der Menschenwürde in Elfriede Jelineks Die Schutzbefohlenen wahrlich nicht: „Ausländerbrut“, „Menschenmissgestalten“ und „Niemande und Nichtse“ werden die Menschen, die vor der Festung Europa um Einlass ersuchen, in ihrem schonungslosen Theatertext genannt.

Entstanden ist das an Aischylos’ Tragödie Die Schutzflehenden angelehnte Stück im Herbst 2012, als eine Gruppe von Asylsuchenden die Wiener Votivkirche besetzte. Dort forderten sie – vergeblich –