Linke Melancholie

Im Gespräch Jonathan Lethem zählt zu den großen amerikanischen Gegenwartsautoren. Sein neuer Roman „Der Garten der Dissidenten“ fragt nach den Phantomschmerzen der Geschichte
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 08/2014

Der Freitag: Haben Sie den Super Bowl gesehen?

Jonathan Lethem: Ja, klar.

Dann kennen Sie auch die Chrysler-Werbung mit Bob Dylan, wo dieser patriotische Tautologien à la „Was ist amerikanischer als Amerika?“ aufsagt. Nun gehört es zwar zu Dylan, dass er sein Publikum regelmäßig enttäuscht, aber dennoch: Sagt das womöglich etwas über den Zustand der amerikanischen Linken aus?

So würde ich das nicht sehen. Zumal Bob Dylan diese amerikanische Symbolik schon seit vielen Jahren bedient. Beispielsweise bei Farm Aid, als er mit Willie Nelson Geld für Bauern gesammelt hat. Diese Country-Phantasie, die auf Früchte des Zorns oder Woody Guthrie zurückgeht, gehört gleichermaßen zu Amerika wie zu Dylan. Im Buch beschreibe ich ja