Der Titel Er ist wieder da ist ein naheliegender Name für den Film und das ihm zugrunde liegende Buch (von Timur Vermes), weil er eine selbstreflexive, wenn nicht gar performative Pointe enthält: In dem Moment, in dem man der Öffentlichkeit eine Geschichte darüber erzählt, wie Adolf Hitler aus heiterem Himmel in der deutschen Gegenwart auftaucht, macht man als medialer Akteur schließlich genau dasselbe – man lässt Hitler ein weiteres Mal wieder aufleben, besetzt mit diesem Namen und dem dazugehörigen Antlitz ein weiteres Mal den öffentlichen Raum. Seht her: Er ist wieder da, und zwar in unserem Buch, in unserem Film.
Ein passenderer Titel zumindest für die Verfilmung wäre trotzdem gewesen: How to Do Things with Hitler. Denn wenn e
ith Hitler. Denn wenn etwas an David Wnendts Film interessant ist, dann dass er genau das selbst nicht so recht zu wissen scheint; oder dass er sich wenigstens nicht allzu klar festlegen will. Wnendts Hitler ist zunächst, gemäß einer klassischen Komödienformel, ein fish out of water. Schon im Prolog beschwert er sich bei einem Knigge-Fachmann über den fehlenden Mut zum Hitlergruß.Nachdem er – im Anschluss an eine erste Montagesequenz, die deutsche Wirklichkeiten aus der wohlgeordneten Vogelperspektive zeigt – in einem Gebüsch in Berlin-Mitte zu sich kommt, versteht er seine Umgebung zunächst kein bisschen. Er labert einen Jungen im Fußballtrikot als „Hitlerjunge Ronaldo“ an, vermisst am Zeitungskiosk den Völkischen Beobachter (stattdessen fällt ihm der Freitag in die Hände). Und so fort: Hitler staunt über einen Müsliriegel, Hitler lernt, einen Computer zu bedienen, Hitler wundert sich über türkische Zeitungen an deutschen Kiosken.Aus dieser Formel lässt sich nur bedingt ein Film machen. Also baut Wnendt um seinen Hitler herum eine Mediensatire auf. Da gibt es einen Fernsehjournalisten, der beim Trashsender MyTv kurz vor der Entlassung steht und in der Hitler-Story einen letzten Strohhalm vermutet; seine von der Hitler-Idee begeisterte Chefin Bellini (Katja Riemann, stahlblond lächelnd); deren Kontrahenten Sensenbrink (Christoph Maria Herbst), der das Projekt torpediert. Hitler wiederum kommt schnell dahinter, dass sich die Fernsehbilder (und, wie sich bald zeigt, auch Youtube) nur zu gern für die Reaktivierung seines „tausendjährigen Reiches“ instrumentalisieren lassen: „Ab 20.45 Uhr wird zurückgesendet!“Das erzählt der Film eher schwerfällig. Schließlich zeigt sich schon bei der ersten, campy überzeichneten Redaktionskonferenz eine Schwachstelle des Films: Die geschmacklose Welt des Privatfernsehens ist ein allzu billiges Objekt für Wnendts nicht allzu geistreiche Lächerlichmachung. Tatsächlich hat man spätestens, wenn der Moderator der fiktiven Sendung Krass, Alter Leute schwarz schminken lässt, den Eindruck, dass Wnendt zwar gern tote Pferde verprügelt, aber wenig gegen die Ökonomie vorzubringen hat, in der er sich selbst bewegt: Er ist wieder da ist nun mal nicht Produkt des Privatfernsehens, sondern der öffentlich-rechtlichen Fördersysteme.Universell lesbares KlischeeInteressanter ist der Hitler-Overkill, mit dem das Drehbuch seine (zahlreichen) losen Enden zukleistert. Das scheint in der Tat das Patentrezept für dramaturgische Probleme jeder Art gewesen zu sein: Da muss noch mehr Hitler rein. Zum Beispiel gibt es einen gerade zu Anfang penetranten Hitler-Voice-over und zwischendurch ein paar Hitler-Point-of-Views, die sich in einer Sequenz, im Stil des Horrorfilmklassikers Wolfen, rot einfärben.Vor allem aber gibt es den Mockumentary-Hitler. Zum ersten Mal taucht der am Brandenburger Tor auf. In einer Szene, die offensichtlich mit versteckter Kamera gefilmt ist, lässt sich der Hitler-Wiedergänger mit Touristen fotografieren. Genauer gesagt: verschwindet der fiktive Hitler in dieser Szene doch wieder hinter dem Schauspieler Oliver Masucci, der nicht viel mehr machen muss, als den Scheitel an der richtigen Stelle zu ziehen und den Bart korrekt zu stutzen – „Hitler“ ist ein simples, wirkungsvolles und inzwischen universell lesbares visuelles Klischee.Das ist der eine Punkt, in dem Wnendt die literarische Vorlage entschlossen hinter sich lässt. Immer wieder gibt es Szenen, in denen er den kostümierten Masucci mit Passanten interagieren lässt oder eine solche Interaktion zumindest vortäuscht. Manchmal ist der Fall klar: Die NPD-Zentrale musste im Studio nachgebaut werden, deshalb residiert da dann auch kein Apfel, sondern eine Birne. Ansonsten ist nicht immer zu entscheiden, welche Reaktionen gestellt sind und welche authentisch sind – wobei „authentisch“ eh nicht so recht auf die Situation passen will, weil auch diejenigen, die die Kameras nicht entdecken, nicht unbedingt vermutet haben dürften, dass der leibhaftige Führer vor ihnen stehe.Er ist wieder da ist an allen Ecken und Enden mit Gegenwart vollgestopft. In den mediensatirischen Passagen karrt Wnendt die TV-Prominenz gleich dutzendweise vor seine Kameras, im Mockumentaryteil schaut er dem Volk aufs Maul. Freilich bleibt es bei der bloßen Akkumulation. Auf die TV-Trash-Montagesequenz folgt die Twitter-Montagesequenz, ein wenig später die (nicht enden wollende) Youtube-Montagesequenz. Und am Ende, wenn der Film ziemlich gewaltsam in einen Kommentar zum Pegida-Wutbürgertum und sogar zur Flüchtlingskrise umgebogen werden muss, gibt es halt auch noch eine Neonazi-Montagesequenz.Placeholder infobox-1