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Wortschmiede Nach dem Tod des Dichters Thomas Kling: Wer erprobt jetzt die herzstärkenden Mittel?
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Bereits nach seinem ersten Auftritt in den Wiener Margaretensälen im Januar 1983 ahnte Friederike Mayröcker, dass ihr "der Magier einer ins nächste Jahrtausend weisenden Sprachverwirklichung" begegnet war. Mit dem jungen Thomas Kling hatte ein Dichter die Bühne betreten, der so gar nichts gemein hatte mit den nuschelnden Alltagsrealisten, die in diesen Jahren die Poesie beherrschten. Plötzlich war ein Autor aus dem Nichts aufgetaucht, der Sprache wieder ihren Körper, ihre sinnliche Materialität zurückgab. Thomas Kling, der am 1. April im Alter von 47 Jahren an Krebs gestorben ist, war ein Sprachekstatiker. Seine Passion: die "Sprachkörperbetrachtung", das kunstvolle und traditionsbewusste Zerlegen und Neukomponieren von Sprachstoffen. In der Eth