Teils aus Fleisch und Blut

Metafiktion J. M. Coetzees neuer Roman „Die Kindheit Jesu“ lässt Literaturwissenschaftlerherzen höherschlagen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 48/2013

Dichtung, so lautet ein Satz aus der Poetik des Aristoteles, sei philosophischer als Geschichtsschreibung, weil sie nicht einfach berichte, was sich im Einzelnen an bestimmten Orten zu bestimmter Zeit begeben habe, sondern weil sie das Allgemeine darstelle. Literaturwissenschaftler zitieren diesen Satz stolz und überspringen dabei häufig den naheliegenden Einwand, literarische Texte handelten doch auch von konkreten einzelnen Personen: etwa von einem Mann und einem Jungen, die zu Beginn von J. M.Coetzees jüngstem Roman in einem spanischsprachigen Land um Aufnahme ersuchen.

Aristoteles hatte zwar selbst hinzugefügt, dass die Dichter ihrer Darstellung Eigennamen beistellten – aber schränkt diese Konkretisierung die Allgemeinheit des Dargestellten nicht wiederum