Thomas von Österreich

Wien Die toten Künstler waren bei unseren Nachbarn schon immer der wahre Adel. Thomas Bernhard ist nun gar Nationalheiligtum, wie auch ein Festival in der Kunsthalle zeigt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 23/2013
Für manchen Zeitgenossen die Pest, postum nun doch ein Säulenheiliger: Der Autor 1980 vor dem Denkmal in Wien, das beides im Namen vereint
Für manchen Zeitgenossen die Pest, postum nun doch ein Säulenheiliger: Der Autor 1980 vor dem Denkmal in Wien, das beides im Namen vereint

Foto: d. m. Marcovicz/ Ullstein

Der Heldenplatz-Leberkäs ist heiß und saftig, und er schmeckt überhaupt nicht nach Nazi. Dabei ist er nach einem Theaterstück benannt, in dem alle Österreicher zu Judenhassern erklärt und als „sechseinhalb Millionen Debile und Tobsüchtige“ bezeichnet werden, „die ununterbrochen aus vollem Hals nach einem Regisseur schreien“. Dies war Bernhards feierlicher Beitrag zum 50. Jahrestag des österreichischen Anschlusses an Nazideutschland am 15. März 1938, als die Wiener auf dem Heldenplatz vor der Hofburg begeistert die Ankunft des Innvierteler Landschaftsmalers Adolf Hitler bejubelt hatten.

Ein paar Minuten Fußmarsch entfernt im Hof der Kunsthalle stehe ich weitere 25 Jahre später nun an einem Bernhard-Würstelsta