„Love Steaks“ von Jakob Lass: Unter Füchsen

Fleischliches Jakob Lass’ Debütfilm „Love Steaks“ ist eine Sitcom im Luxushotel
Ausgabe 13/2014
Clemens (Franz Rogowski) und Lara (Lana Cooper)
Clemens (Franz Rogowski) und Lara (Lana Cooper)

Foto: Timon Schäppi/ Daredo Media

Der Fuchs schläft nicht, er schlummert nur – warnt der Manager des maritimen Luxushotels seine abtrünnigen Angestellten. Einer muss dem Hühnerhaufen von Personal schließlich Einhalt gebieten. In der Küche veranstalten die Azubis Wasserschlachten und stopfen sich Gefrierkost in die Hose, während im Wäschelager, wo der neue Physiotherapeut Clemens seine Notunterkunft aufgeschlagen hat, nachts die Neuauflage der hormonüberschüssigen Achtziger-Jahre-Teenie-Komödie Eis am Stiel stattfindet. Sozusagen. Dem Fuchs entgeht nichts.

Jakob Lass’ preisgekrönter Abschlussfilm Love Steaks (womit besagtes Gefrierfleisch, aber auch Clemens’ „Blutpenis“ gemeint sein könnte) bewegt sich mit spürbarer Lust an der Formenübertretung auf dem Terrain der Sitcom. Ein Luxushotel mit seiner klar strukturierten Zweiklassengesellschaft, in dem Lass zu großen Teilen und mit den realen Hotelangestellten improvisiert hat, stellt für Situationskomik ein dankbares Milieu dar. Ein Drohnenheer gewissenhafter Zwangscharaktere schlägt sich mit renitenten Untergebenen herum.

Küchen-Azubine Lara ist die loose cannon in diesem freidrehenden Ensemble. Sie hat ein mentales Problem (sie kann sich nicht anpassen), aber auch ein soziales: Den Alkohol, den der Film allerdings nicht so richtig als solches erkennen will. Stattdessen verlagert Love Steak den inneren Konflikt auf das Feld der zwischenmenschlichen Gefühle, damit überhaupt noch sowas wie eine Geschichte draus wird. Lara will dem spackigen Clemens, einem Körperklaus vor dem Herrn, seine Unsicherheit austreiben, im Gegenzug darf er sie von ihrem Alkoholproblem kurieren (notfalls mit Schwarzer Magie am Strand).

Jakob Lass ist der jüngste Zuwachs unter den vielversprechenden Filmhochschulabsolventen der letzten Zeit (im Januar lief Ramon Zürchers Das merkwürdige Kätzchen in den Kinos), die augenscheinlich nicht mehr unter einem Konformitätszwang leiden, sondern vielmehr Gefahr laufen, es mit dem Formwillen zuweilen zu übertreiben. Lass’ schnoddriger Stil, der gut zum furchtlosen Spiel von Lana Cooper und Franz Rogowksi passt, steht immer ein wenig unter Coolness-Verdacht. Zum Glück verfügt seine komische Liebestragikomödie über Hauptdarsteller, die sich nicht davor scheuen, sich zum Affen zu machen.

Love Steaks Jakob Lass D 2013, 89 Min.

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