Werkgenetische Isolierung

Widerrede Céline war ein herausragender Schriftsteller – und Antisemit. Daran lässt sich nichts beschönigen, auch wenn Philippe Muray das versucht
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Louis Ferdinand Celine
Louis Ferdinand Celine

Foto: Süddeutsche Zeitung / Rue des Archives

Louis-Ferdinand Céline ist einer der problematischsten Fälle der französischen Literatur: An ihm diskutieren unsere europäischen Nachbarn seit Jahrzehnten die Frage, ob ein Schriftsteller nach rein ästhetischen Kriterien beurteilt werden sollte, oder auch nach seinem Charakter, seiner Lebensführung und den von ihm geäußerten Ansichten. Die Frage also nach Leben und Kunst, Ästhetik und Moral.

Wie Knut Hamsun, Carl Schmitt, Ezra Pound, Martin Heidegger und Ernst Jünger, gehört Céline zu den politisch kontaminierten Autoren. Sein Erstling Reise ans Ende der Nacht ist 1932 ein durchschlagender Erfolg. Céline erfindet darin ein neues Französisch, aus Bettlerjargon und Hochfranzösisch verschmolzen, mit Wortschöpfungen