T ight. Flat and to the point. I don’t waste words. I write them.“ Was sich anhört wie der neue Slogan eines bekannten Waffenherstellers, ist der Untertitel zum Blog des US-amerikanischen Autors Frank Bill. Willste. Eins. Auf. Die. Fresse? Kannste haben. Seit ein paar Wochen ist der bei Suhrkamp erschienene Roman des 1974 geborenen Autors auf dem Markt, und knapp 230 Seiten lang geht es ordentlich zur Sache. Das Genre ist schnell ausgemacht, Bill orientiert sich an der sogenannten „transgressive fiction“, allen voran an Chuck Palahniuks 1996 verfasstem Roman Fight Club, der bekanntlich verfilmt und längst zum Kultklassiker avanciert ist.
Auch Bills Roman riecht nach Whiskey und verfaulten Zähnen, Kampfschweiß und Blut, außerdem nach chemische
erfaulten Zähnen, Kampfschweiß und Blut, außerdem nach chemischem Meth-Atem. Die armen Gestalten in Der Geschmack der Gewalt haben nichts und nichts mehr zu verlieren. Mit dem Verkauf von selbst zubereiteten Drogen und der Kraft der eigenen Fäuste versuchen sie sich durchs Leben zu schlagen. Ziel aller ist Donnybrook, irgendwo im Nirgendwo von Southern Indiana. Hier trifft man sich zum Massenkampf, der Boxwettbewerb und Volksfest in einem ist und Kämpfer, Dealer und Glücksritter gleichermaßen anzieht. Die anwesende Meute gleicht einer blassen Horde Zombies, vom Schnaps und harten Drogen zermartert, hoffnungs- und herzlos. „Ich will dich würgen hören, du ausgekotztes Stück Fleisch. Würg! Würg!“Waffenhandel, Crystal MethAuf Krisenzeiten kann ein Schriftsteller verschieden reagieren. Frank Bill entscheidet sich, der puren Verzweiflung Worte zu verleihen, wie auch schon in seinem Kurzgeschichtenband Cold Hard Love. In den Erzählungen hat sich der amerikanische Traum von Freiheit und Selbstverwirklichung zu einer dünnen Rauchfahne über dem Inferno aufgelöst. Waffenschmuggel, Crystal Meth, Schlägereien und Mord bilden das Tagesgeschehen in einem ländlichen Amerika, in dem die großen Städte ganz weit weg sind.Auch in seinem aktuellen und ersten Roman beschreibt Bill die Verwahrlosung im von Rezession und Armut gebeutelten amerikanischen Hinterland aus der Sicht ebenjener Verwahrlosten, die sich mit unbändigem Überlebenswillen lediglich noch auf die Kraft des Stärkeren verlassen können. Um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen, um für ihre Familie medizinische Versorung zu gewährleisten, um ihre Mieten zu zahlen und ihre Sucht zu befriedigen. Grenzen gibt es längst nicht mehr. Sie alle „kämpfen wie halbverhungerte Schweine, die sich im Schlamm suhlen“.Es ist ein ganz schön überzeichnetes Porträt des von der Krise besonders gebeutelten Mittleren Westens der USA oder eines ganzen Landes, in dem sich die Krisenverlierer zu Horden zusammenraufen, in ihren blutunterlaufenen Augen spiegelt sich matt eine Welt ohne Hoffnung und ohne Moral. Man überlebt nur deshalb, weil man von der Selbstzerstörung der anderen profitiert. Die sozialkritische Note, die Bill setzen will, wird sehr deutlich, das ist einer der Eindrücke. Auch die Handlung ist dünn und klischiert, die Spannung nur mäßig. Zum Glück erreicht man auf Seite 152 nach vielem Hin und Her um gejagte Drogendealer, Meth-Sucht und Schlägereien endlich den Ort des Geschehens am Donnybrook, den Kampfring, in dem wiederum gedealt und geprügelt wird. Gewalt folgt auf Gewalt folgt auf Gewalt. Das könnte außergewöhnlich oder ideenreich beschrieben werden, doch leider häufen sich Sätze wie „Ned zertrat Mikes Gesicht zu einem Pfuhl der Wehrlosigkeit“. Wehrlos fühlt sich auch der Leser gegenüber einer Flut von Adjektiven und peinlicher wie-Vergleiche. Ständig ist irgendetwas „nass wie ein beschlagener kalter Wasserhahn“ oder „trocken wie drei Sonntage ohne einen Tropfen Regen“ oder klatscht jemand „auf den Boden wie das Wasser aus einer Schwangeren beim Blasensprung“.Bastarde, SchlampenObwohl Bills Schlachtengemälde auf dem Cover als „brutal lustig“ (New York Times) angepriesen wird, will sich herzhaftes Lachen nicht einstellen. Auch die Tatsache, dass sich jemand wie Genre-Mitstreiter Ronald Ray Pollock lobend über seinen Kollegen äußert („Wo zum Teufel kommt dieser Kerl her?“), macht aus Bills Roman keinen guten. Pollock veröffentlichte 2012 bei Liebeskind Das Handwerk des Teufels, eine grausam-dunkle Schreckensvision um Serienkiller, religiöse Fanatiker und korrupte Sheriffs im Mittleren Westen. Frank Bill springt offensichtlich auf diesen Zug auf, doch merkt man seiner Schreibe im Gegensatz zu Pollocks keine ernsthafte Auseinandersetzung mit Literatur an. Null involviert steht deshalb der Leser genervt von den „krachenden Schädeln“ der „Bastarde“ und „Schlampen“ am Rand des Rings, auf ein baldiges Ende des sich längst im Leerlauf befindlichen Gemetzels hoffend. Bills Konzept erschöpft sich eben schnell. „Rachlust floss so unaufhörlich durch seine Adern wie Wasser durch ein Bachbett.“ Da fühlt man sich so angemacht wie ein Salat von fader Soße.