Wie Münchhausen denken

UNHÄUSLICH Adornos Minima Moralia sind vor fünfzig Jahren erschienen
Exklusiv für Abonnent:innen

Es gibt einen Satz von Rilke, nach dem die Geschichte des zerbrochenen Lebens nur in Bruchstücken erzählt werden könne. Man kann sich kaum ein passenderes Motto für die Minima Moralia vorstellen. Adornos Reflexionen aus dem beschädigten Leben, so der Untertitel, sind eine Sammlung von 153 Textfragmenten. In oftmals widersprüchlichen Denkbewegungen, lose und unverbindlich in der Form, werden theoretische Überlegungen durch die Reflexion individueller Erfahrungen dargeboten, die auch 50 Jahre nach ihrem Erscheinen noch faszinieren.

Die Entstehungsgeschichte der Minima Moralia geht bis in das Jahr 1935 zurück. Adorno befand sich zu dieser Zeit im englischen Exil in Oxford und stellte dem bereits in die USA emigrierten Horkheimer ein "Aphorismenbüchl