Die drei Weinbeeren, der nächste Streich…

Herbstabendgespräch An einem düsteren, nebligen Herbstabend trafen sich (again!) Anchesa, Diander und doimlinque auf einige Weinschorlen, Rotkäppchensekt und diesmal auch Rum mit Tee.

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Sie haben alle „Narziß und Goldmund“ von Hermann Hesse rein zufällig in ihrem Bücherregal gefunden, rein zufällig alle drei auch noch kurz zuvor gelesen. Und was sollen wir sagen, sie kamen natürlich, nicht einmal zufällig, darüber ins Reden.

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Kloster Maulbronn, die gemutmaßte Vorlage für die Szenerie des Buches...

doimlinque: Yeeehaaaaw!

Diander: Machtwort!!! Weg die Weingläser, lasst uns über Narziß und Goldmund schnacken. Ach komm, ein Schluck geht noch!

Wie hat es Euch gefallen?

Anchesa: Gehört zu Hesse nicht auch Wein? Das Gefühl hatte ich zumindest. :-)

doimlinque: Auf jeden Fall gehört auch Weib dazu. Ansonsten: Ich habe das Buch ganz gerne noch mal gelesen, war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Bei Hesse weiß man ja nie…

Anchesa: Also Wein, Weib und Gesang…

doimlinque: Yep!

Anchesa: Also ich fand es sehr schwer zu lesen, war auch „mein erster Hesse“, muss ich dazu sagen.

Diander: Nein, gesungen wird jetzt nicht, wenn dann gebildhauert. Oder gemalt.

Nein, im Ernst, ich habe mich sehr gefreut, das Buch mal wieder in die Hände zu nehmen, und war sehr gespannt, wie es sich nach so vielen Jahren liest und anfühlt. Aus dem Bücherregal war es schon länger hervorgekramt, weil ich es meinem Sohn als Lektüre empfohlen hatte.

doimlinque: Dein Sohn? Sollte sich auf die Suche nach der Mutter machen? Gewagt! Mir ging es aber ähnlich (minus die Sache mit dem Sohn). Ich war mal großer Hesse-Fan und bin dann zwischendurch irgendwie erwachsen geworden und fand Hesse dann… hmmm… simpel gestrickt. Jetzt war ich aber doch wieder neugierig.

Diander: Ja, ich war auch sehr großer Hesse-Fan. Gerade in der Sturm- und Drangzeit habe ich ihn (bzw. seine Bücher, hmhm) regelrecht gefressen. Alles, was mir zwischen die Finger kam. Leider das meiste damals aus der Bücherei, so dass nicht allzu viele Hesses noch im Regal stehen. Aber Narziß und Goldmund musste damals schon sein, den habe ich mir geleistet.

Anchesa: Ja ja, die aufgezwungenen Bücher… ;-)

Aber Di, willst Du Deinen Sohn echt jetzt schon auf Wanderschaft schicken?

Diander: Der soll bloß schön daheim bleiben.

Ich finde allerdings schon, dass Narziß und Goldmund zu einer glücklichen Jugend dazugehören, hat so ein bisschen was von Bewusstwerden, Entscheidung über Lebensform, Sinn etc. pp. Und da sind wahrscheinlich schon ganze Heerscharen von Jugendlichen an Narziß und Goldmund trainiert worden.

Übrigens hat meinem Junior Siddharta besser gefallen.

Anchesa: Das erklärt dann ja auch meine eher nicht so glückliche Jugend! Ich finde aber, dass Narziß und Goldmund nicht gerade ein gutes Jugendbuch ist. Für mich ist es nämlich das Buch einer „Flucht“.

doimlinque: Einer Flucht? Tja, auf jeden Fall einer Suche, oder? Und ich kann mir das schon als gute Jugendlektüre vorstellen, auch wenn ich es -bei all meiner positiven Wiederentdeckungsfreude- auch nicht das grandioseste Buch vonne Welt finde. Aber schon gut.

Anchesa: Mit Flucht meinte ich Goldmunds ständiges Davonlaufen vor Nähe, Verantwortung etc…

doimlinque: Ich glaube, dass beides zusammenhängt: Es ist eine Art Sinnsuche, die ihn immer weitergehen lässt, bis ihn Narziß, der ihn ja eigentlich erst auf die Reise geschickt hat, auch wieder einfängt.

Diander: Meine ich auch, die Suche ist sein vorrangiges Ziel. Flucht trifft es nur bedingt, vielleicht aus Sicht der Frauen, die er am Wegesrand aufgabelt. Aus heutiger Sicht übrigens, bei aller Sympathie, ein ganz netter Wüstling…

doimlinque: Ein Checker sondergleichen! Ich weiß ja nicht, in welcher Realität der Hesse so abgehangen hat, aber so viele Mädels, wie Goldmund verführt, ich weiß nicht… Scheint mir ein klassischer Fall von Männerfantasie zu sein. Das am Rande…

Anchesa: Ich hatte das Gefühl beim Lesen, das Goldmund das Weggehen, nicht nur von Frauen, als sehr leicht empfand. Beispiel: Er bekommt von Meister Niklaus die große Chance, seine künstlerische Ader auszuleben, damit sogar gut zu verdienen und seine „geliebte“ Lisbeth zu bekommen. Aber er geht und denkt später gar nicht daran, was er anderen damit angetan hat. Er kommt wieder und denkt, es ist lange her, kann ja kein Problem mehr sein. Ich empfand das als sehr naiv.

Diander: Naiv würde ich nicht sagen. Diese bürgerliche Sesshaftigkeit passte einfach nicht zu ihm, trotz aller künstlerischen Möglichkeiten. Und der Sinn seiner Suche war schließlich noch nicht erledigt. Außerdem treibt ihn ja nach vergleichsweise langer Verweildauer an einem Ort seine Sehnsucht nach Natur, Frauen, Wind, Freiheit weiter.

doimlinque: Ich empfinde das auch so, dass er ein „Getriebener“ ist. Der Kollateralschaden ist dann eben so ein Egoismus, der ihn überhaupt nicht an die Mitmenschen denken lässt. Es wird auch ziemlich am Anfang seiner Zeit in der Meisterwerkstatt schon deutlich, dass er den Meister zwar bewundern kann, Niklaus ihm aber auch ein wenig philisterhaft vorkommt. Da sollte man sich dann wieder trennen, wenn’s nicht passt.

Diander: Niklaus ist der technisch brillante Handwerker, Goldmund aber der Künstler. Das ist der Unterschied.

Anchesa: Aber gerade die technischen Fertigkeiten kann Goldmund ja erst bei Niklaus lernen. Von allein hat die doch niemand.

Aber nochmal zur Wanderschaft. Mir kam das Thema Wanderschaft immer so vor wie das Mittel zum „in den Tag hineinleben“. Deutlich wird das sehr, als er Robert trifft finde ich. Zwei, die sich ähnlich sind und doch so verschieden…

doimlinque: Zum oberen Teil noch kurz. Du hast natürlich recht, aber gerade da wird dann der Unterschied doch deutlich: Goldmund lässt sich von Niklaus die handwerkliche Seite des Berufs beibringen, mehr kann er da nicht erwarten und also zieht er fort.

Und dann: „In den Tag hineinleben“ gehört wohl auch dazu, es ist aber nach meinem Gefühl nicht der eigentlich Kern. Eher ist es so ein Drang, das Leben zu erleben, zu genießen etc. und die gewonnene Erfahrung am Ende in Kunst zu gießen. Feiern für die Kunst, sozusagen.

Diander: Ja, es ist die Sinnlichkeit, die Gefühle, die er zelebriert. Und das ist ja genau der Gegensatz zu Narziß (um den auch mal ins Spiel zu bringen).

doimlinque: Narziß kommt ja auch nur am Anfang und am Ende auf ein paar Seiten vor. Trotzdem ist er als andere Seite der Medaille natürlich wichtig, weil er eben die Ergänzung zu Goldmund versinnbildlicht.

Anchesa: Der Narziß war mir im Buch übrigens eine sehr sympathische Figur, vielleicht weil er so strukturiert und wenig auf Gefühle reagierend war.

Diander: Ein Mann des Geistes, des Verstandes halt. Und damit das komplette Gegenteil, die Kehrseite der Medaille, jawoll. Aber nur zusammen in der Ergänzung ergeben beide Seiten ein Ganzes.

doimlinque: Kurz bevor Goldmund stirbt, erkennt Narziß auch genau das an, dass ihm etwas fehlt, das Goldmund gehabt hat – und umgekehrt. Überhaupt ist Narziß tendenziell derjenige, der die beiden Charaktere in Worte fassen kann, Goldmund fühlt das mehr (ganz ihren beiden Naturellen entsprechend).

Diander: Übrigens eine harte Stelle, als Goldmund Narziß im Sterben liegend fast vorwirft, er wäre „unvollständig“, weil ihm die Mutter, das Mütterliche fehle.

Anchesa: Zumal Narziß diesen Zusammenhang zwischen Geist und Kunst schon vorher erkannt hat, Goldmund es aber erst auf dem Sterbebett im Gespräch mit Narziß erkennt.

doimlinque: Er erkennt es dann erst, zwischendurch hat ihn aber seine Suche (auch nach der Mutter, der Mütterlichkeit oder wie auch immer) zu großen Kunstwerken angeregt. Die Madonna, seine letzte Arbeit, ist doch Ausdruck dieses vor ihm herschwebenden Mutterbildes. So etwas hat Narziß nicht.

Anchesa: Ich finde es nicht als Suche nach Mütterlichkeit. Ich hatte eher das Empfinden, sobald sein Denken in diese Richtung geht, hat er es bei Seite geschoben. Siehe seine Kunstwerke, er erschafft alle möglichen Heiligen, die Madonna aber, die verzögert er bis zum Schluss…

Irgendwie kam mir zwischendurch auch mal der Gedanke, dass er seine „Frauengeschichten“ nur hatte, um seine Frauenfiguren schaffen zu können.

Diander: Du meinst, so ein bisschen in Richtung „Das Parfum“? Nein, denke ich nicht.

Ich habe es eher so gelesen, dass er seine Mutterfigur nicht eher anfangen konnte oder wollte, bis er sie in ihrer Perfektion vor sich gesehen hat. Nur „leider“ war seine Lernphase in diesem Punkt nie abgeschlossen, noch eine Frau, noch ein Aspekt, noch ein Gesichtsausdruck, noch ein Charakter kamen immer von irgendwo daher.

Und irgendwann hat ihn dann der körperliche Verfall gestoppt.

doimlinque: Was Ihr gesagt habt, schließt sich doch nicht unbedingt gegenseitig aus, scheint mir. Ich glaube auch, dass er von Mädel zu Mädel stolpert und sich da Eindrücke abholt, auch ganz bewusst abholt, für sein künstlerisches Schaffen.

Gleichzeitig steht hinter allem diese Mutterfigur, die ihn überhaupt erst so richtig umtreibt. Ganz am Schluss ist er dann endlich soweit, dieses Bild in einer Figur auszudrücken, gleichzeitig erlischt seine eigene Anziehungskraft auf Frauen. Der Tod kommt dann aber nicht als großes Unheil, sondern am Ende der Erfüllung. Oder so.

Diander: Aber die Madonnenfigur, die er am Schluss schafft, ist doch Lydia. Die ist für mich nicht zwingend die „Mutter“, sondern einfach eine der ihm am klarsten im Gedächtnis hängengebliebenen, reizenden Mädels.

Die Mutter hingegen hat nicht nur liebreizende, sondern auch grausige Züge (ich meine, das stand sogar wörtlich so drinne).

Anchesa: Ich finde, die Mutterfigur har Goldmund eher im Kopf als mit seinen Händen verarbeitet. Als er bei der letzten Abreise seinen Unfall hat und mit schlimmen Schmerzen in einem Bach liegt, assoziiert er das mit der Mutter. Die Mutter ist es, die ihm die Schmerzen zufügt (mit der Hand sein Herz herausreißt) und die aber auch gleichzeitig ihm die Schmerzen erleichtert.

doimlinque: Stimmt schon, Mütter sind immer auch ein wenig grausig, zum Beispiel, wenn sie ihren Söhnen Pflichtlektüre aufdrängen.

Nee, im Ernst: Hinter allem steht die Mutter, das Bild von Lydia ist ihm eben präsent, ich würde da trotzdem auf irgendwelche psychoanalytischen Sperenzchen von Hesse tippen. Am Ende finde ich das übrigens ein wenig…too much. Dieses ewige Rumgemuttere!

Diander: Stimmt, zumindest liest es sich aus heutiger Sicht doch sehr … ähem …. extravagant, Rumgemuttere, hihi. Heute ist es ja eher anders herum, heute drehen sich die (Helikopter-) Mütter um ihre Kinder.

Anchesa: Rumgemuttere? Steht das schon im Duden?

doimlinque: Wenn der Duden ein bisschen was auf dem Kasten hätte, würde man das dort auch finden können (neben einem Foto von Hesse).

Diander: Übrigens habe ich in meinem Bücherregal noch einen Band mit Sentenzlein des alten Hesse gefunden. Ein Spruch war dabei, der eigentlich als Untertitel zu Narziß und Goldmund stehen könnte: „Unsere Bestimmung ist, die Gegensätze richtig zu erkennen, erstens nämlich als Gegensätze, dann aber als Pole einer Einheit.“

Anchesa: Zum Thema Gegensätze habe ich gelesen, ich glaube, bei einem Biographen Hesses, dass Hesse in seinem Buch sich selbst und seine Gegensätze verarbeitet hat. Er sieht sich als Narziß, der Goldmund ist eher sein Wunschbild von sich.

Und zur Madonna noch mal kurz: Beim Herstellen der Madonna hat Goldmund zwar an all seine „Verflossenen“ gedacht, nicht aber an seine Mutter, zumindest laut Buch.

doimlinque: Weil die Mutter eben in all seinen „Verflossenen“ drinsteckt! Aber gut...

Dieses Gegensatzding kommt mir manchmal ein wenig arg schematisch vor, so parabelhaft. Ein wenig wie Paolo Coelho für Eierköpfe.

Ich würde - glaube ich - am Ende des Tages eine kurze Fabel vorziehen, da ist das Schematische in der Form mit drin. Im Roman stört es mich manchmal, weil es so vorschlaghammerhaft daherkommt.

Diander: Mich erinnert die Geschichte an ein Märchen, und da kommen ja auch oft so ein wenig holzschnittartige Strukturen vor, Gegensätze: gut-böse, dunkel-hell…

Das meine ich übrigens gar nicht negativ, sondern eher als einen Grund, warum die Geschichte tendenziell zeitlos ist, gerne gelesen wird.

doimlinque: Ein schöner Einwand! Als Märchen gelesen macht es vermutlich mehr Sinn.

Anchesa: Ich fand die Geschichte gar nicht märchenhaft, sondern eher kurz, sachlich und wenig spannend. Sind andere seiner Werke auch so?

doimlinque: Auf jeden Fall hat Hesse eine Schreibform gewählt, die, verglichen mit anderen zeitgenössischen Autoren beinahe ein wenig altmodisch erscheint, oder? Es ist kein „Berlin, Alexanderplatz“ o.ä.

Diander: Altmodisch, vielleicht. Poetisch, ja. Ich finde die Sprache gar nicht kurz und sachlich. Nimm gleich den ersten Satz „ Vor dem von Doppelsäulchen getragenen Rundbogen…“ Der ist doch so wunderbar, dass man die Kastanie förmlich im Winde rauschen hört. Grandios!

doimlinque: Ja, das unterscheidet ihn dann doch von Paolo Coelho, dass er eben schreiben konnte, der H.H. Ich habe übrigens den „Steppenwolf“ aus dem Regal gekramt, ihn aufzuschlagen traue ich mich noch nicht…

Anchesa: Ja, aber ein guter erster Satz macht noch kein spannendes Buch. Und Hesse höchstselbst schrieb in „Eine Arbeitsnacht“ während der Arbeit an Narziß und Goldmund, dass er die Sache so kurz und sachlich wie eben möglich halten will.

doimlinque: Kurz spricht nicht gegen spannend, denke ich. Und was heißt schon spannend…? Niemand wird mit Handschellen ans Bett gefesselt, das stimmt. Aber immerhin geschehen zwei Morde!

Anchesa: Hesse in “Eine Arbeitsnacht“ am 02.12.1928 : „Drei Stunden saß ich an meinem Arbeitstisch und plagte mich mit der einen „spannenden“ Sache, suchte sie so sachlich, so kurz und so wenig spannend wie möglich zu fassen, und ich weiß nicht, ob es mir geglückt ist.“

Diander: Spannend, keine Ahnung, muss es ja auch nicht sein. Ich bleibe bei meinem Ansatz, dass es eine märchenhafte Geschichte ist. Märchen sind auch eher schlicht geschrieben. Und übrigens spricht dafür auch die mittelalterliche Verortung der Geschichte. Vielleicht meinte er mit diesem Satz eher, dass er versuchte, einen „klassischen“ Ansatz zu finden.

Anchesa: Sicher muss es nicht spannend sein, aber hey, es war der erste „Hesse“ für mich und ich war ein wenig enttäuscht. Vorher hörte ich von vielen Seiten, oh ja, der Hesse, der schreibt gut usw… Und dann lese ich ein (meiner Meinung nach) so sachlich geschriebenes Werk. Das war schon unerwartet.

doimlinque: Das ist interessant. Die Sprache finde ich eigentlich mit das Beste an dem Roman, dieser erste Satz ist mir auch im Gedächtnis geblieben. Nun ja, so unterschiedlich kann das Empfinden sein…

Anderes Thema: Die tausend Liebschaften und die zwei Todesfälle. Notwehr? Ich denke ja.

Diander: Denke ich auch, Notwehr.

Übrigens hat ja nicht nur er zwei Menschen getötet, sondern ist auch selber zweimal dem Tod von der Schippe gesprungen. Einmal bei der Flucht von der Burg und einmal, als ihn Narziß aus dem Kerker befreite. Ist Euch das aufgefallen? Zufall?

doimlinque: Bei der Flucht von der Burg?

Anchesa: Als der Vater ihn wegschickte… War das Todesgefahr? Ich weiß nicht. Aber als Notwehr empfand ich die Todesfälle auch, beim ersten mehr als beim zweiten.

Diander: Im Gespräch fiel das einmal, dass der Vater, sollte er von dem Verhältnis Goldmunds zu den Mädels erfahren, ihn umbringen würde. Und sehr viel fehlte ja auch nicht.

Anchesa: Aber gesagt ist sowas ja leicht. Ich hatte aber den Eindruck, der Vater hatte sich doch ziemlich gut im Griff oder?

doimlinque: Ich würde das alles seinem wilden Leben zuschreiben, diese bedauernswerten Totschläge (wir tun einfach so, als bestünde an dieser Stelle ein Plural) und seine eigene Todesgefahr – der Junge muss da durch, damit ein Michelangelo aus ihm werden kann.

Diander: Und wieder kann der Duden von uns lernen!

doimlinque: Die Schnarchnasen könnten von so ziemlich jedem was lernen. Vor allem aber von uns, das stimmt.

Anchesa: Aber wie empfandet ihr denn die Morde selber? Das ist jetzt glaub ich untergegangen, oder?

Diander: …(raucht gerade vor der Tür)…

doimlinque: Na, krass halt. Detailliert beschrieben mit allem Drum und Dran, da wollte Hesse schon einen Punkt machen.

Anchesa: Ich hatte beim ersten Mord wirklich Mitleid mit ihm, weil er sich ja verteidigt hat und hinterher litt unter dieser Vorstellung, einen Menschen getötet zu haben.

Aber beim zweiten Mord hatte ich das Gefühl, dass er es teilweise genießt, in eine Art Rausch gerät. Und es hinterher nicht bereut, sondern eher schon die Bilder im Kopf hat, wie er es darstellt.

Diander: Dadurch, dass es bei mir als Notwehr durchging, fand ich es einigermaßen erträglich, sofern Totschläge jemals als erträglich empfunden werden können…

Anchesa: Ich weiß nicht, ob es wirklich Notwehr ist, wenn Hesse von „mit Wonne würgte er…“ und „… schleppte er den Bewußtlosen zum Felsen…“ etc. spricht. Aber gut, vielleicht seh ich das zu eng :-)

doimlinque: Yo, Du siehst das zu eng! Ihm waren doch quasiquasi die Hände gebunden (nicht gerade mit Handschellen ans Bett, aber immerhin…).

Nach soviel Quasselei überkam alle drei plötzlich an dieser Stelle Hunger. Und mit vollem Munde sollte man bekanntlich nicht weitersprechen, daher verzichten wir hier auf eine Wiedergabe des restlichen Gesprächs.

Anchesa, Diander & doimlinque

Fortsetzung wiederum gut möglich…

P.S. Die erste Unterhaltung fand übrigens hier statt...

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Geschrieben von

Diander

Jeder macht, was er will, keiner macht, was er soll, aber alle machen mit!

Diander

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