Was 2013 fürs Fernsehen kommt

Medientagebuch Warum RTL mal wieder etwas riskieren muss, Sat.1 nicht viel riskieren kann und die öffentlich-rechtlichen Sender sich ihrer sicheren Basis nicht sicher sein können

Das Jahr 2013 wird es, bezogen auf die Massenmedien, in sich haben. Denn in diesem Jahr wird sich erweisen, in welche Richtung sich das gesamte System aus Zeitungen und Zeitschriften, Hörfunk- und Fernsehprogrammen sowie dem Internetangebot weiterentwickelt.

Für den Zeitungsmarkt heißt das etwa, ob die mit dem Ende der Financial Times Deutschland und dem angekündigten der Frankfurter Rundschau deutlicher gewordene ökonomische Krise überwunden werden kann. Jenseits der unterschiedlichen Ursachen des Niedergangs beider Blätter zeugt deren Ende von der Nervosität der Medienunternehmen.

Von einer solchen nervlichen Schwäche sind auch die privaten Fernsehsender nicht frei. Dass die 2012 Zuschauer verloren haben, lag zwar an den attraktiven Sportangeboten der öffentlich-rechtlichen Sender (Fußball-EM, Olympische Spiele), deutet aber auch auf hausgemachte Probleme. RTL etwa führte 2012 nichts im Programm, was es nicht schon in den Jahren zuvor bis zum Überdruss ausgestrahlt hatte. Will der Sender an seine Konzernmutter Bertelsmann auch künftig Gewinne weiterreichen, die diese dringend zum erwünschten Ausbau des internationalen Mediengeschäfts benötigt, wird er etwas riskieren müssen.

Sky sucht Gewinnzone

Doch Risikobereitschaft allein reicht nicht aus. Sat.1 hatte es 2012 gewagt, weiter auf teure Fernsehfilme zu setzen. Erfolg war dem Sender damit nicht beschieden, der 2013 zudem auf die Spiele der Champions League verzichten muss. Das Unternehmen, dem der Sender gehört, will sich nun von den Investoren befreien, die ihn vor einigen Jahren erst kauften und ihm dann die Kosten dieses Kaufes aufhalsten. Auch das erhöht den Druck.

Sky wiederum, das einzige Abonnentenfernsehen in Deutschland, hofft, dass aus den zarten Signalen, man könne endlich an Gewinn denken, wirklich ein Trend wird. Allerdings muss der Sender dank der enorm verteuerten Fußballrechte noch wesentlich höhere Umsätze generieren, um die Betriebskosten zu decken. Deshalb gilt für ihn auch 2013 der Merksatz, dass dieser Sender seinen Break-even-Point wie ein Schiff die Bugwelle vor sich herschiebt.

Das öffentlich-rechtliche System wähnt sich verglichen mit der privaten Konkurrenz in Sicherheit. Zwar muss es, weil die Rundfunkgebühr in den nächsten Jahren nicht erhöht wird und die Kosten steigen, sparen. Aber darin hat es eine gewisse Routine. Problematischer ist hingegen, dass es an seiner Legitimationsbasis bröckelt (siehe auch Seite 13). Den Protest von knapp 20.000 Zuhörern gegen eine weitere, euphemistisch „Reform“ genannte Verwässerung des Radioprogramms von WDR3 taten viele Hierarchen als regionale Posse wild gewordener Intellektueller ab. Kann es aber nicht sein, dass genau diese Gruppe vielleicht die letzte Bastion derjenigen stellt, die sich offensiv für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk einsetzen – während die Masse, denen das Erste Programm der ARD hilflos und eher erfolglos (sieht man von den Sportereignissen ab) hinterherläuft, an der Existenzberechtigung des über Gebühr finanzierten Systems zweifelt?

Für alle Fernsehsender wie für die meisten Print-Titel gilt 2013 weiterhin die Notwendigkeit, für die Verbreitung ihrer Angebote im Internet Möglichkeiten der Refinanzierung zu entdecken und dann auch durchzusetzen. Die Ratlosigkeit gegenüber der Ökonomie des Netzes eint die größten Rivalen auf den klassischen Feldern der Massenmedien. Und daran wird sich 2013 vermutlich auch nichts ändern.

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