Broder, Augstein, Grote - die Unterscheider

der Freitag Ein öffentlicher Schriftwechsel

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Schreibt Henryk M. Broder am heutigen Tag:

Eine Frage an Jakob Augstein, Herausgeber des FREITAG

lieber JA,

sie wissen, ich mag sie, sie sind nett, umgänglich, gebildet, sie haben manieren und kämpfen mit worten statt mit fäusten. gut, sie sind ein salon-antisemit, aber das macht nichts. einige meiner besten freunde können juden nicht ausstehen und machen bei mir eine ausnahme.

dennoch: gibt es nicht auch für sie grenzen, die sie nicht überschreiten sollten? zum beispiel diesen beitrag hier (http://www.freitag.de/autoren/georg-von-grote/der-zentralrat-und-die-sprache-des-hasses) auf der freitag-homepage aus der feder eines richtigen psychopathen, der bei ihnen ein lauschiges plätzchen gefunden hat, auf dem er sich erleichtern kann. mag sein, dass er auf seine art das sagt, was sie leise denken. aber ist das nicht unter ihrem niveau?

ihr vater hätte es viel feiner formuliert. der wusste noch, was sich gehört.
stets ihr
hmb“

Es reagiert Jakob Augstein eine Stunde später:

„Lieber Henryk Broder,

Danke für die Blumen, ich finde Sie auch toll :))

Dass ich Salon-Bolschewist bin, wusste ich ja. Salon-Antisemit hatte ich noch gar nicht mitbekommen. Aber man erfährt ja immerzu wozu man fähig ist, und erschrickt viel zu wenig …

Also, der Grote. Ja, ich hatte den Text schon vorher gelesen - weil wir diesen Nutzer ziemlich genau beobachten. Das Stück ist polemisch und streng geschrieben. Das Problem, wenn ich das mal so sagen darf, ist: wir haben bei diesem Text keine Handhabe. Wo setze ich da an?

Weil er sagt, der Mossad wird Butler nicht assassinieren? Oder weil er dem Zentralrat verbale Aussetzer vorwirft?

Dass dieser Nutzer einer von dieser Deutschen ist, die den Juden den Holocaust nicht verzeihen, das glaube ich sofort. Er ist ja geradezu besessen von diesem Thema. Und daran kann man eigentlich die Antisemiten immer ganz gut erkennen, dass sie sich dauernd mit Israel und den Juden und den Deutschen beschäftigen auch wenn es eine Menge anderer interessanter Themen gibt (Trifft auch mich gar nicht zu, ich rede nur über Israel wenn es von den Deutschen U-Boote für seine Atomraketen geschenkt bekommt).

Ich glaube, Ihr Gefühl was Herrn Grote angeht, trügt Sie nicht. Ich habe das gleiche Gefühl. Darum, wie gesagt, beobachten wir den Mann genau. Aber so ohne Weiteres löschen können wir ihn nicht.

Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Jakob Augstein“

Dies zur Kenntnis.

Es sind bereits aus weit weniger tiefschürfenden, nämlich gar keinen, Überlegungen heraus Nutzer bei freitag.de (definitiv) gesperrt worden. Liegt die (Un)Tat also nur im Geschick der Formulierung? Fällt anheim der/die, die das Offensichtliche (im Auge des Betrachters) nicht umgehen, sondern per Wortwahl sich einer direkteren, unmittelbareren Aufmerksamkeit erfreuen dürfen? Oder: Was ist Demagogie?

Der Verfasser dieser Zeilen wird sich an einer allfälligen Diskussion nicht beteiligen, er hat im wahrsten Sinn des Wortes anderes zu bedenken. Das Notat ist allerdings abzuliefern.e2m

[editiert am 05.09.2012, 11:50 Uhr - Duchstreichungen und Korrektur des Vornamens von Broder, den ich falsch geschrieben habe. e2m]

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Geschrieben von

ed2murrow

e2m aka Marian Schraube "zurück zu den wurzeln", sagte das trüffelschwein, bevor es den schuss hörte

ed2murrow

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