→ ARTE +7 Mediathek – Drogen: Amerikas längster Krieg
(ab heute, voraussichtlich bis zum 9. Juli, Wiederholung am 09.07., 02:15 Uhr)
Wenn es etwas gibt, was an diesem Film verunglückt ist, dann die deutsche Übersetzung des Titels. Denn das Original „The House I Live In“ bezeichnet das Gebäude der menschlichen Gesellschaft, in dem Menschen, die Drogendelikte begangen haben, nicht nur kriminalisiert, sondern von dem sie systematisch ausgeschlossen werden. Und dieses Aussperren aus dem Haus ist ein wörtliches Zitat einer Rede des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, der sich eingereiht hatte in eine lange Kette von Administrationen, die politisch motiviert aus leichten Vergehen schwerste Straftaten gemacht haben. Soziale und damit zusammenhängende gesundheitliche Gründe spielen in dieser Optik nicht mehr die geringste Rolle.
Autor und Regisseur Eugene Jarecki beschränkt sich nicht auf einen historischen Abriss und eine Dokumentation der Zustände. Sondern er fragt mithilfe seiner Interviewpartner (Dealer, Konsumenten, Richter, Gefängniswärter, Geschäftsführer von Anstaltsgesellschaften, Soziologen) nach dem Warum einer Entwicklung, an dessen Ende nicht einmal mehr der Kriminelle, sondern der Feind steht, den es laut den vorgegebenen Normen mit allen Mitteln zu bekämpfen und zu isolieren gilt: Politisch, gesellschaftlich, menschlich. Das Ergebnis stellt Jarecki collagenartig den Reden von Nixon, Reagan oder Clinton gegenüber, die sich in der Retrospektive und in ihrem umfänglichen Scheitern als ebenso banal wie böse darstellen; eine Umkehrung.
Vieles von dem, was hier aus dem „War on Drugs“ verlautet, funktioniert auch bei „War on Terrorism“ – erschütternd die Erkenntnis, dass in beiden Kontexten die Dämonisierung perfekt funktioniert, bis sie in das Bewusstsein einsickert, um schließlich als Wirklichkeit wahrgenommen zu werden.
Das Haus, in dem Jarecki lebt, das sind die USA, und dieser Film zeigt, wie viele seiner Bewohner denken und handeln. Eine sehr nachdenkliche Dokumentation, die um Verstehen und Selbstverständnis ringt, mit einem Motiv als Leitfaden: Dass die unmenschlichen Behandlungen in diesen Konflikten letztlich auf die Krieger selbst zurück fallen. e2m
Titel: Drogen: Amerikas längster Krieg (The House I Live In)
109 Min.
Dokumentarfilm, USA
Buch/Regie: Eugene Jarecki
Programmhinweis ; Filmpräsentation
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