Virtuelle Zielscheibe

Nahost-Konflikt Israelischer Soldat wird durch Instagram-Foto zur virtuellen Zielscheibe

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Ein Soldat der israelischen Streitkräfte machte auf sich aufmerksam, indem er via Instagram ein Bild hochlud. Es zeigt, wie er einen palästinensischen Jungen mit dem Zielfernrohr seiner Waffe anvisiert. In sozialen Netzwerken machte sich eine Welle der Empörung breit.

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Mor Ostrovski ist zwanzig Jahre jung und dient der Scharfschützen-Einheit der Israel Defence Forces (IDF). Mittlerweile ist der junge Soldat wohlbekannt, denn er hat mit einer mehr als nur geschmacklosen Aktion die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich und somit auch wieder einmal auf die israelischen Streitkräfte gezogen.

Ende vergangenen Monats kam Ostrovski auf die Idee, ein Foto zu schießen, während er hinterrücks ein palästinensisches Kind mit seinem Scharfschützengewehr anvisierte. Dann lud er es auf sein persönliches Instagram-Profil hoch. Was er sich wohl dabei dachte? Kam er sich „cool“ vor? Wollte er Aufmerksamkeit? Oder dachte er sich womöglich gar nichts dabei? Wie auch immer, das Bild verbreitete sich wie ein Lauffeuer.

Der palästinensische Blogger Ali Abuminah, unter anderem Gründer der Webseite „Electronic Intifada“, kritisierte das Bild Ostrovskis scharf und bezeichnete es als geschmacklos, beunruhigend und unmenschlich. Des Weiteren betonte er, dass man den Eindruck gewinne, dass palästinensische Kinder gewollt zu den Zielen israelischer Soldaten gehören.

Israelische Soldaten und ihr Vorgehen gegen palästinensische Kinder sorgten schon in der Vergangenheit für Kontroversen. Auch kurz vor dem letzten Angriff auf Gaza, noch bevor der Raketenhagel der Hamas sowie diverser palästinensischer Splittergruppen begann, wurden palästinensische Kinder von israelischen Scharfschützen beim Fußballspielen ermordet. Im Buch „Breaking the Silence“, indem israelische Veteranen über ihre Einsätze in den besetzten Gebieten berichten, werden unter anderem die Misshandlung von Kindern sowiefragwürdige „Spielchen“ erwähnt, bei denen auf palästinensische Kinder gezielt wird.

Soziale Netzwerke sind mittlerweile zu einem wichtigen Instrument der IDFgeworden. Möglichst viel wird versucht, sich als gut und menschenfreundlich darzustellen. Einfach gesagt: Die Propagandamaschinerie läuft. Allerdings können diese Netzwerke auch zum Verhängnis werden, wie der gegenwärtige Fall beweist. Aus Ostrovskis Instagram-Profil konnte man entnehmen, dass er ein Waffennarr ist, der auch gerne mit diesen posiert. Dieses Profil ist mittlerweile nicht mehr abrufbar. Es wurde gelöscht, genauso wie das Facebook-Profil der Soldatin Nofar Mizrahi, die im vergangenen Dezember in Hebron den siebzehnjährigen Mohammad Salayme tötete.

Ostrovskis „Schnappschuss“ ist in der Tat besorgniserregend. Es zeigt die unreife und menschenverachtende Aktion eines jungen Soldaten, der das Ganze möglicherweise einfach nur für ein Spiel hält. Da jedoch viele IDF-Soldaten sehr jung sind, stellt sich die Frage, wie viele es von dieser Sorte noch gibt und ob sie überhaupt den Ernst der dortigen Lage erkennen. Allerdings sollte den Soldaten klar sein, dass auch sie ganz schnell zur Zielscheibe werden können. Und zwar zur „virtuellen Zielscheibe“.

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