Links und rechts eine reinhauen!

Communitygemetzel Die Freitags-Community hat Blutdruck. Angefangen hat es wohl mit Werner Kienles Blog zu Ken Jebsen. Wozu braucht der intelligente Mensch einen Messias oder Antichrist?

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
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Auf Milchflaschen steht oft noch "ultrahocherhitzt" als Haltbarkeits-Methode. Es klingt wie ein Alleinstellungsmerkmal, wie eine Auszeichnung. Keime werden im Keim erstickt bei solch hohen Temperaturen. Dabei entsteht Dampf. Heiße Luft.

In einer Community die die Herrschaft an sich als das Übel der Menschheit versteht, zanken sich die Zankhähne um die Herrschaft über alles Linke. Ken Jebsen, Messias für die einen, Antichrist für die anderen, ist das große Thema, das mittlerweile selbst die tapferen Ukraine-Kämpfer Springstein und Mopperkopp abgelöst hat. Und es ultrahocherhitzt die Gemüter, die offenbar sehnlichst darauf gewartet haben. Auch ich habe schriftlich Leute angepflaumt, dabei bin ich sonst eher der Harmonie und Deeskalation verschrieben, das habe ich schriftlich von Rechercheuse. ;)

Was also bringt uns so in Rage? Oder auch zum "schmunzeln"? Warum glauben wir, und ich zähle uns aus lauter Übermut mal zur frei erfundenen Gruppe der "überdurchschnittlich Intelligenten", dass wir die wahre Wahrheit kennen und der andere überdurchschnittlich Intelligente komplett falsch liegt? Warum meinen wir uns über den absoluten Wahrheitsanspruch der Weltreligionen lustig machen zu können, aber in der Diskussion mit an sich ähnlich denkenden diejenigen als komplett diametral verschiedenen zu erkennen? Warum ist der Linke plötzlich ein Nazischwein? Warum war zuerst Jakob Augstein in den Augen von Henryk Broder ein lupenreiner Antisemit und jetzt Ken Jebsen ein rechtes Schwein?

Um es kurz zu machen. Wir lassen uns aufwiegeln. Wir lassen uns provozieren. Von wem auch immer. Nur um dann alles über Bord zu werfen was wir für richtig halten, und dabei die Aufmerksamkeit abgeben an ein Gegeneinander-Thema, eine Aufmerksamkeit die woanders besser aufgehoben wäre. Wir können uns ausmalen wie wir gerne leben würden nach dem Zusammenbruch des Demokrapitalismus und wir können dabei einmal hinsehen, ob unsere Handlungen heute etwas mit den gewünschten Zukunftsparametern zu tun hat. Wir werden erschrecken. Denn wir sind nicht die großartigen, bescheidenen, selbstreflexiven, friedliebenden Menschen deren Zukunft wir uns ausmalen. Wir sind eine Katastrophe. Wir sind ums "Recht" zeternde Fanatiker einer absoluten Wahrheit die bei jedem anders aussieht. Und wir sind süchtig nach dem Gegeneinander, wo uns doch das Miteinander weit besser stehen würde. Oder?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Ernstchen

Wortbürger. Musikmann. Mitmensch.

Ernstchen

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