Beziehungs-Killer: Fleisch

Liebe Viele Vegetarier suchen nach Partner oder Partnerin mit den gleichen ethischen Idealen. Können die falschen Essvorlieben eine Beziehung zerstören?
Ausgabe 50/2013
Beziehungs-Killer: Fleisch

Illustration: Otto

Nein, ich finde es völlig okay, dass sie nicht mit mir zusammen sein wollte. Sie war Veganerin, ich nur Vegetarier. Und so hat sie nach wenigen Tagen Schluss gemacht, bevor es richtig begonnen hatte. Als ich Freunden von der missglückten Beziehung erzählt habe, waren einige total entsetzt: Typisch Veganer! Erpressen in ihrem missionarischen Eifer jetzt sogar noch ihre Partner! Unverschämt!

Ich habe widersprochen. Es ist doch klar, dass eine Beziehung eine freiwillige Angelegenheit ist. Jeder bestimmt selbst, welche Partner infrage kommen und welche nicht. Und natürlich müssen die Grundlagen stimmen, dazu gehören auch ethische Überzeugungen.

Für die Liebe verzichten?

Aus der Sicht meiner Fast-Freundin bin ich ein Tierausbeuter. Verantwortlich für den Tod von Kühen, die geschlachtet werden, sobald sie nicht mehr genug Milch geben. Ich esse diese Milch als Käse auf meiner Pizza. Den gelegentlichen Konsum von Tierprodukten kann ich mit meinem Gewissen vereinbaren.

Trotzdem habe ich kurz darüber nachgedacht, auf Ei- und Milchprodukte komplett zu verzichten – das aber sofort wieder verworfen. Ich will mich nicht für eine Beziehung verbiegen müssen. Aber ich kann es auch verstehen, dass eine Tierrechts-Aktivistin wie sie mit meinen Essvorlieben ein großes Problem hat.

Zwei gegen den Rest der Welt

Ein Einzelfall? Keinesfalls. Ungefähr die Hälfte aller veganen Menschen, die bei der alternativen Online-Partnerbörse gleichklang.de angemeldet waren oder sind, suchen gezielt nach einem veganen Partner – bei den Vegetariern ist es genauso. Auf diese Statistik hat nun der Vegetarierbund hingewiesen. Dabei wurde gezählt, wie viele Leute auf die Frage, ob der Partner oder die Partnerin vegan beziehungsweise vegetarisch leben sollte, mit "eher ja" oder "ja, auf jeden Fall" geantwortet haben.

Und was folgt daraus? Muss ich nun vor dem nächsten Kuss erst mal fragen: Milch? Eier? Fleisch? Man mag die Tatsache, dass Veggies vor allem Veggies suchen, als Einschränkung empfinden. Man kann aber auch das Verbindende für die Partnerschaft sehen: Wir zwei gegen den Rest der Welt.

Überzeugte Männer

Heterosexuelle Männer haben außerdem den Vorteil, dass es in Deutschland doppelt so viele Vegetarierinnen wie Vegetarier gibt. Allerdings akzeptieren prozentual etwas mehr Vegetarierinnen einen Fleisch essenden Partner oder eine solche Partnerin, als dies bei männlichen Vegetariern der Fall ist. Auch das zeigt die gleichklang.de-Statistik.

Könnte daran liegen, dass Frauen sonst niemanden abbekämen. Könnte aber auch daran liegen, dass Männer – wegen des gesellschaftlichen Bildes vom starken, Fleisch essenden Mann – nur Vegetarier werden, wenn sie wirklich überzeugte Tierfreunde sind. Und dann stärker auf die ethischen Ideale der Partnerin oder des Partners achten.

Ich habe übrigens bisher nie vor dem Beginn einer Beziehung darauf geachtet, ob meine Partnerin in spe Vegetarierin ist. War sie dann trotzdem immer. Nur eine hat Fleisch gegessen, wenn sie ihre Eltern besuchte. Ich habe nie versucht, sie zu bekehren; mit ihren Essgewohnheiten konnte ich leben. Und mit einer echten, dauerhaften Fleischesserin? Weiß nicht.

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