Eine Bananen-Truppe

Realsatire Ein Werbespot der Bundeswehr zeigt unverhohlen, dass Soldaten für nationale Wirtschaftsinteressen und Bananen-Import kämpfen. Friedensaktivisten kündigen ein "Blutbad" an
Eine Bananen-Truppe

Foto: Bay Ismoyo/ AFP/ Getty Images

Das kommt auch nicht alle Tage vor: Kriegsgegner haben für den Samstag „bei der Berliner Polizei ein Blutbad angekündigt“. Grund ist das Bundeswehr-Gelöbnis, bei dem neue Rekruten feierlich ihren Diensteid ablegen. Das Blutbad sei „die passendste Form, den jungen Rekruten ihre künftigen Aufgaben vor Augen zu halten“, heißt es in einer Mitteilung der Friedensorganisation DFG-VK Berlin/Brandenburg. Es wird aber noch ein weiterer Grund für die Protestaktion genannt: Ein neues Werbevideo der Bundeswehr.

Der knapp zweiminütige Spot könnte fast Satire sein, ist aber offenbar ernst gemeint. Die Bundeswehr schützt unsere Bananen. Zu sehen sind eine Frau und ein Kind im deutschen Supermarkt (der Mann ist schließlich am Horn von Afrika unterwegs), vor ihnen ein leeres Regal und – damit es auch der letzte Trottel versteht – ein Schild mit der nicht gerade supermarkt-typischen Aufschrift: „Heute keine Bananen!“

Danach beginnt das, was Spiegel Online als „Waffenporno“ bezeichnet: Kriegsschiffe und Action-Musik, lachende Männer und Explosionen. Dazu, gut dosiert, die wichtige Botschaft: Bananen kommen über's Meer. Unser Wohlstand hängt wesentlich vom Handel über die Weltmeere ab. Der Handel über die Weltmeere erfordert sichere Seewege. Eine starke Marine schützt diese Seewege.

Der Soldat, dein Freund und Helfer

Was will uns die Bundeswehr mit ihrem Bananen-Video zeigen? Dass ohne sie die Bundesrepublik zur DDR wird? Dass es jetzt offiziell okay ist, wenn das Militär zum Handlanger deutscher Unternehmen wird?

Schon seit Jahren ist in Strategiepapieren der Bundeswehr nachzulesen, dass es nicht nur um vermeintliche Friedenssicherung geht, sondern um knallharte deutsche Wirtschaftsinteressen. Das in der Öffentlichkeit auszusprechen, war jedoch lange Zeit verpönt. Der damalige Bundespräsident Horst Köhler hatte das nicht auf dem Schirm, als er im Jahr 2010 ein entsprechendes Interview gab. Die Öffentlichkeit war empört, Köhler hielt das nicht aus und trat zurück.

Das Marine-Video ist aber weniger ein bewusstes öffentliches Bekenntnis zum neuen Verständnis der Bundeswehr als Wirtschafts-Armee. Das ist bloß ein ungewollter Nebeneffekt, eigentlich soll mit dem Spot die Verbundenheit zwischen Bundeswehr und Gesellschaft gezeigt werden. Der Soldat, dein Freund und Helfer. Wenn das der Rekrutierung nützt, wird auch schonmal das Tabu gebrochen, über das Horst Köhler einst gestolpert ist.

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