Lob der Fremdbestimmung

Demokratie Die SPD-Mitglieder stimmen über den Koalitionsvertrag ab. Ist die Freiheit der Abgeordneten in Gefahr? Der Demokratie jedenfalls tut ein imperatives Mandat gut
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Um ihn dreht sich bei der SPD dieser Tage alles: der Koalitionsvertrag
Um ihn dreht sich bei der SPD dieser Tage alles: der Koalitionsvertrag

Foto: Sean Gallup/Getty Images

Zu viel Demokratie soll nun auf einmal verfassungswidrig sein. Wenn die SPD ihre Mitglieder über einen Koalitionsvertrag abstimmen lässt, seien die sozialdemokratischen Bundestagsabgeordneten nicht mehr frei in ihrer Entscheidung und das widerspreche dem Grundgesetz. Diese Meinung hat durch den Fernseh-Streit zwischen ZDF-Moderatorin Marietta Slomka und SPD-Chef Sigmar Gabriel ungeahnte Aufmerksamkeit erfahren. Dabei ignoriert die Argumentation schlicht die Realität. Den vollkommen unabhängigen Politiker gibt es nicht. Und das ist gut so.

Stattdessen gibt es den Fraktionszwang, der zwar nirgends im Gesetz verankert ist, aber trotzdem fast immer brav befolgt wird. Und es gibt Parteitagsbeschlüsse, an die sich die Abgeordneten auch meist halten. Ist das vereinbar mit